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Sport: Für mehr Lebensgefühl

Warum van der Vaart nach Hamburg wechselte

Ein bisschen unscheinbar sitzt er da oben auf dem Podium. Wie der Junge von nebenan. Das Haar kurz geschnitten, sandfarbenes Jackett, dazu ein Hemd mit rosa Streifen: So ein junger Mann würde in einer Großstadt wie Hamburg sicher nicht sonderlich auffallen. Wäre da nicht seine bedeutsame Mission: Der Fußballprofi Rafael van der Vaart soll den Hamburger SV endlich aus der BundesligaMittelmäßigkeit erlösen. Er hat Zeit dazu, sein Vertrag beim HSV läuft über fünf Jahre. Gestern stellte der Verein den niederländischen Nationalspieler, der von Ajax Amsterdam kommt, in der AOL-Arena vor.

Van der Vaart ist in Hamburg, um Probleme zu lösen. Deswegen will er sich hier nicht gleich noch weitere machen. Das erste verwies er gleich an seine Lebensgefährtin. Ob er denn in Hamburg lieber in der Innenstadt wohnen wolle oder eher außerhalb, wurde er gefragt. „Darum kümmert sich Sylvie“, antwortete van der Vaart. Sylvie ist seine Lebensgefährtin, sie hat ihren Rafael an diesem Tag nach Hamburg begleitet. Sylvie spielt eine zentrale Rolle beim überraschenden Wechsel des 22-Jährigen, dem Kenner nachsagen, er habe das Zeug, zum Weltstar zu reifen.

Sylvie heißt mit Nachnamen Meis, sie ist eine bekannte TV-Moderatorin in Holland. Ihre Liaison mit dem Fußballstar beschäftigte nicht nur die Klatschpresse, sondern auch die Fans. In gegnerischen Stadien gab es bei Spielen von Ajax recht unflätige Sprechchöre gegen Sylvie Meis. Van der Vaart belastete das zunehmend, er wollte nur noch eins: fort.

Über seine Scouts bekam der HSV so ziemlich als erster Wind von van der Vaarts Unzufriedenheit in der Heimat. Der Klub, der unter normalen Umständen in van der Vaarts Karriereplan wohl kaum eine Rolle gespielt hätte, trat an ihn heran und hatte Glück. „Ich hoffe, dass ich mich in Hamburg wieder mehr auf den Fußball konzentrieren kann“, sagt van derVaart – auf Holländisch. Deutsch muss er noch lernen.

Daheim haben sie ihn verhöhnt für seinen Entschluss, nach Hamburg zu gehen. Hollands Fußball-Legende Johann Cruyff lästerte in der Tageszeitung „De Telegraaf“: „Was hat der beim HSV zu suchen? Gerade wegen deren Art, Fußball zu spielen.“ Van der Vaart antwortet fast trotzig: „Ich habe meinen eigenen Kopf, und mein Gefühl sagt mir, dass ich eine gute Entscheidung getroffen habe. Ich stehe dazu.“ Mehr als fünf Millionen Euro Ablöse muss der HSV als Ablöse nach Amsterdam überweisen, laut Trainer Thomas Doll die „Schmerzgrenze“. Um wenigstens einen Teil wieder hereinzubekommen, werden die Eintrittspreise zur neuen Saison erhöht.

Solche Sorgen sind indes nicht die des Rafael van der Vaart. Er beschäftigt sich vor seinem Umzug nach Hamburg mit anderen Dingen: Am Wochenende heiratet er Sylvie Meis.

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