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Klinsmann

© dpa

Fußball: Bayern lebt nicht

Nach dem mutlosen Pokal-Aus in Leverkusen droht Jürgen Klinsmann als Trainer in München zu scheitern. Schon gehen die Fans auf die Barrikaden. Der Schwabe ist nun endgültig zum Siegen verdammt.

An der Seite seines gut gebräunten Kollegen Bruno Labbadia sah Jürgen Klinsmann besonders mitgenommen aus. Und als der Bayern-Trainer mit blassem Gesicht ansetzte, die 2:4-Niederlage zu erklären, die sein titelverteidigender FC Bayern im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Bayer Leverkusen erlitten hatte, verkrampfte sich sein Sonnyboy-Lächeln. "Kompliment an Leverkusen. Bayer hat ein gutes Spiel gemacht", sagte der 44-Jährige. Dann sprach er von der Konstanz, die seiner Mannschaft fehle. Man müsse nun eine Serie starten, in der Bundesliga und in der Champions League könne sein Team die Titel ja noch gewinnen. "Alles ist noch drin", sagte er. "Die Mannschaft hat es drauf, das hat sie zigmal bewiesen."

Klinsmann wirkte so angestrengt, dass man sich fragte, ob er wohl selbst noch an das Gelingen seiner Mission glaube. Viele Fans tun es nicht mehr. Beim Mannschaftsbus brüllten Enttäuschte: "Klinsmann raus!". Klinsmanns aufwändiges Vorhaben, die Spieler des FC Bayern jeden Tag ein wenig besser zu machen, nimmt absurde Züge an. Denn die Bayern spielen immer schlechter.

Nach den vielen Enttäuschungen in der Bundesliga war der Pokal-K.o. ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Mannschaft, zurzeit Tabellenfünfter in der Liga, nicht lebt und in ihr Wesentliches nicht stimmt. Das 5:0 in der Champions League bei Sporting Lissabon erscheint in diesem Kontext wie ein Ausschlag nach oben. Der frühere Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld sprach nach dem Pokal-Aus sogar von einer "Blamage", erklärte aber auch: "Wenn die Bayern jetzt eine Serie hinlegen, können sie Meister werden."

Bayer beeindruckte mit Tempo und Aggressivität und machte sein bisher bestes Spiel unter Labbadias Regie. 70 Minuten lang, etwa bis zu Lucios Anschlusstreffer zum 1:3, wurden die Bayern überrumpelt. Behäbig, manchmal hilflos schoben sie die Bälle hin und her. Natürlich fehlten den Münchnern mit Luca Toni und Philipp Lahm wichtige Kräfte. Doch trotz der bestbesetzten Bank der Liga konnte Klinsmann die Ausfälle nicht ausgleichen. Ze Roberto musste hinten Lahm vertreten, vom Mittelfeld mit Andreas Ottl auf der Position des Brasilianers und Tim Borowski, der als Spielmacher überfordert ist, kamen keine Impulse.

Keine gute Entscheidung war es zudem, Miroslav Klose als einzige Spitze aufzubieten, er wirkte verlassen. Gegen Leverkusen, das unter Druck nicht abwehrsicher ist, wäre eine offensivere Aufstellung kein großes Risiko gewesen. Klinsmann reagierte spät. Beim Stand von 0:3 wechselte er Bastian Schweinsteiger für Ottl und Lukas Podolski für Borowski ein. Es kam Leben ins Bayern-Spiel, Klose erzielte das 2:3, doch es war zu spät. In der Nachspielzeit traf Stefan Kießling zum 4:2.

Manager Uli Hoeneß reagierte erstaunlich gefasst. Es wirkte fast so, als wollte er durch Gelassenheit das drohende Scheitern des Projekts Klinsmann bekämpfen. "Es hat den FC Bayern immer ausgezeichnet, dass er einen Gegner müde spielt und dann eiskalt zuschlägt", sagte Hoeneß. "Das ist uns nicht gelungen. Man muss aber auch mal akzeptieren, dass der Gegner richtig stark war." Zu den "Klinsmann-raus!"-Rufen wollte Hoeneß nichts sagen. Am Samstag treten die Bayern gegen Hannover 96 an. "Wir haben noch zwei Wettbewerbe, in denen wir angreifen können. Wir werden das packen", sagt Klinsmann. Ihm wird auch gar nichts anderes übrig bleiben.

Christiane Mitatselis

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