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Kaiser

© dpa

Fußball: Beckenbauer: FC Bayern geht mit Klinsmann Risiko ein

Bayern-Chef Franz Beckenbauer hat öffentlich Zweifel an der Verpflichtung von Jürgen Klinsmann geäußert. Klinsmann habe bei der Nationalmannschaft einiges zum Positiven verändert. "Das Tagesgeschäft ist etwas anderes", sagte der "Kaiser".

Franz Beckenbauer, der Aufsichtsratsvorsitzender beim FC Bayern ist, äußerte in dem Interview Bedenken zur Verpflichtung des neuen Trainers Jürgen Klinsmann. "Man ist beim FC Bayern sicherlich ein Risiko eingegangen mit dem Jürgen. Man weiß ja, dass er einer ist, der seine Vorstellungen durchsetzen möchte. Also muss man sich fragen: Geht man seinen Weg? Wenn man das tun will, muss man alles so vorbereiten und zur Verfügung stellen, wie er das will." Dem FC Bayern schade es sicher nicht, einmal etwas Neues zu probieren, auch bei der Nationalmannschaft habe Klinsmann einiges zum Positiven bewegt. "Aber eines muss Jürgen Klinsmann klar sein: Das Tagesgeschäft ist etwas anderes." Die tägliche Arbeit als Vereinstrainer sei "Knochenarbeit, da musst du schon gesund sein. Ich hoffe, dass der Jürgen das gut durchhält."

Kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft hat Beckenbauer grundlegende Reformen im Fußball gefordert. "Es sollte Auflagen geben, vor allem wenn Investoren in den Fußball einsteigen. Ein Klub darf nicht zum Spekulationsobjekt werden", sagte Beckenbauer dem Tagesspiegel (Sonntags-Ausgabe). In der Finanzwelt gebe es zu viele Spekulanten. "Die müssen draußen bleiben, darauf muss der Sport achten", sagte Beckenbauer, der Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees ist.

Beckenbauer beklagt Macht der Profis

Beckenbauer mahnte mehr Transparenz im Profigeschäft an. "Wenn ich höre, dass bei manchen Klubs Trainer und Manager an Transfers mitverdienen sollen, macht mich das fassungslos. Das ist Betrug am Arbeitgeber, wenn ein Trainer einen Profi verpflichtet und vorher extra den Preis hochtreibt, damit er selbst mehr abbekommt." Beckenbauer beklagte im Tagesspiegel auch die Macht der Profis und der Spielervermittler: "Verträge zählen kaum noch etwas, die Macht der Spieler, ihrer Berater und Agenten ist zu groß geworden, das ist fatal." Ihn bedrücke, dass Spieler heute sehr viele Rechte hätten, "sie gehen, wann und wohin sie wollen, ohne dass ihr Verein eine Ablöse bekommt".

Beckenbauer machte sich erneut für die Umsetzung der 6+5-Regel stark, welche die Fifa gerade bei ihrem Kongress in Sydney beschlossen hat. Demnach sollen sechs inländische Spieler in der Startformation einer Klubmannschaft stehen. "Unsere Vereine verlieren an Identität, weil die Spieler zu oft wechseln", begründete Beckenbauer. "In manchen Klubs spielen kaum noch Deutsche, manche haben nur noch ein paar Alibispieler aus dem Inland - das kann nicht sein."

In dem Gespräch mit dem Tagesspiegel äußerte sich Beckenbauer erstmals zum Altern und seiner persönlichen Zukunft. Der Neuanfang nach der WM 2006, die Beckenbauer als Chef des Organisationskomitees erlebt hatte, sei schwierig gewesen. "Ich war immer auf dem Sprung. Aber es war gar nichts da zum Springen." Nun sei er gelassener geworden. "Ich warte auf meine Abberufung und meine Wiedererweckung", sagte der 62-Jährige. "Ich glaube an den Fortbestand der Seele." Man wisse, dass es Milliarden von Sonnensystemen gebe, sinnierte Beckenbauer. "Im Irgendwo, in einem Winkel des Universums, da werden unsere Seelen versammelt."

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