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Sport: Fußball: Eine Euphorie wie in den USA

In der Nähe von Kühen, Hühnern, Schweinen und Wallfahrern ließ Bundestrainerin Tina Theune-Meyer Freistoßvarianten und Ecken üben, im Trainingslager der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft in Kevelaer am Niederrhein. Ruhe und Abgeschiedenheit suchte die Mannschaft vor der Europameisterschaft, die heute in Erfurt mit der Partie Deutschland - Schweden beginnt (14.

In der Nähe von Kühen, Hühnern, Schweinen und Wallfahrern ließ Bundestrainerin Tina Theune-Meyer Freistoßvarianten und Ecken üben, im Trainingslager der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft in Kevelaer am Niederrhein. Ruhe und Abgeschiedenheit suchte die Mannschaft vor der Europameisterschaft, die heute in Erfurt mit der Partie Deutschland - Schweden beginnt (14.15 Uhr, live im ZDF). "Kevelaer ist ein Wallfahrtsort, da kann man in sich gehen", sagte Theune-Meyer. Und Konzentration sammeln und ein bisschen beten, damit es auch klappt mit dem Gewinn des dritten EM-Titels in Folge. Nur der zählt, schließlich hieß bei den letzten fünf Europameisterschaften der Sieger viermal Deutschland.

Beim Abschlusstraining in Kevelaer war es allerdings vorbei mit der Ruhe. "Da waren tausend Zuschauer. Die Euphorie war genauso groß wie in den USA", erzählt Rekordnationalspielerin Doris Fitschen (139 Länderspiele), die als Profi bei Philadelphia Charge spielt und ihre internationale Karriere nach der EM beendet. Der Trubel am Niederrhein war eine gute Einstimmung auf Erfurt. Als die Spielerinnen gestern Vormittag zur Pressekonferenz ins Steigerwaldstadion kamen, brüllte ein Mann auf dem Spielfeld in sein Mikrofon: "Nur 16 Kinder sollen das Banner halten, das sind zu viele. Die anderen halten die Ballons, zügig!" Dutzende von Mädchen und Jungen wuselten umher. Was sich Probe für die Eröffnungsfeier nannte, war ein völliges Durcheinander.

Der heutige Gegner Schweden ist für Theune-Meyer einer der Favoriten. Die Mannschaft gewann im März den stark besetzten Algarve-Cup und besiegte dort auch Weltmeister USA. Den Skandinavierinnen sind die Deutschen in Erfurt schon über den Weg gelaufen: im Hotel Dorint, wo alle vier Teams der Gruppe A untergebracht sind, also auch Russland (Deutschlands Gegner am 27. Juni) und England (30. Juni in Jena). "Wenn man den anderen Teams begegnet, kommt Rivalität auf", sagt Fitschen. Die Duelle am Tischfußballgerät im Foyer haben die Teams aber bisher nur intern ausgefochten - zu eng sollte der Kontakt dann doch nicht werden.

"Wir wollen unseren Titel mit Haut und Haaren verteidigen", verkündet Tina Theune-Meyer. Torhüterin Silke Rottenberg: "Wir trainieren nur für eins, und das ist der EM-Titel." In den Testspielen gegen Kanada (3:0/7:1) überzeugte die Mannschaft, deren stärkster Kontrahent Norwegen sein dürfte. An dem Olympiasieger will Bronzemedaillengewinner Deutschland Revanche nehmen für die Halbfinalniederlage (0:1) von Sydney. Norwegen trifft in der Gruppe B auf Frankreich, Italien und Dänemark. In Ulm findet am 7. Juli das Endspiel statt.

Dorthin führen sollen das deutsche Team, in dem sechs Spielerinnen 21 Jahre und jünger sind, die US-Profis Fitschen, die Mittelfeldspielerin Bettina Wiegmann und Stürmerin Maren Meinert (beide Boston Breakers). Nach der Absage von Inka Grings soll nun vor allem die 23-jährige Frankfurterin Birgit Prinz die Tore schießen.

5000 Karten für die Partie gegen Schweden waren bis gestern Vormittag verkauft. Ein weiterer Zuschauer kommt auf jeden Fall dazu: Bundespräsident Johannes Rau fliegt per Hubschrauber ein.

Helen Ruwald

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