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Neuer Modus mit 24 Teams: Fußball-EM: Langeweile und Rechenchaos droht

Am Freitag wird der neue Modus für die Fußball-EM 2016 vorgestellt. Es zeichnet sich bereits ab, dass die Qualifikation für die großen Teams künftig zum Spaziergang wird. Und das 24er-Turnier selbst ziemlich unübersichtlich.

Bundestrainer Joachim Löw brütet intensiv über seinem Titel-Plan für die WM im Sommer in Brasilien. Sein Chef Wolfgang Niersbach muss sich derweil schon mit dem nächsten EM-Turnier in gut zwei Jahren beschäftigen. Vom DFB-Präsidenten werden dabei Rechenkünste verlangt, denn die EM 2016 in Frankreich ist mit der Rekordzahl von 24 Teams und 51 Spielen zum Mammut-Event aufgebläht. Vor der Traumkulisse des Genfer Sees ließ Niersbach in der UEFA-Zentrale als Chef der Wettbewerbskommission an einem Turnier-Konzept basteln - nach der Sitzung des Exekutivkomitees am Freitag soll der Weg zum Finale nach Paris publik gemacht werden.

Niersbachs Dilemma: Er muss nun ein Konzept verkaufen, dass er selbst gar nicht als Ideal ansieht. Die Aufstockung von 16 auf 24 Mannschaften sorgt nämlich beim Turnier für mathematische Probleme und der Weg zur EM wird für Fußball-Schwergewichte wie Deutschland praktisch ein Spaziergang. „Die Qualifikation wird an Spannung erheblich verlieren. Und im Turnier selbst muss man nach einem Modus spielen, bei dem man eine Logarithmentafel braucht“, sagte Niersbach schon, als die UEFA gegen seinen Rat und Willen die Änderungen beschloss. Aber: „Es ist ein demokratischer Prozess, den wir akzeptieren.“

Aus der Not macht die UEFA erstmal eine Tugend. Wenn am 23. Februar in Nizza die Qualifikationsgruppen ausgelost werden, wird Gastgeber Frankreich, obwohl automatisch qualifiziert, als Auffüllteam der einzigen Fünfergruppe zugeordnet werden. Außer Konkurrenz spielt der Gastgeber dann von September an in den neuen „Fußball-Wochen“ mit Länderspielen von Donnerstag bis Dienstag die Quali-Runde mit.

Somit wird es insgesamt neun Sechser-Gruppen geben, aus denen sich die ersten beiden und sogar der beste Gruppendritte direkt für die Endrunde qualifizieren. Die acht weiteren Dritten spielen in Playoffs die vier weiteren Turnierteilnehmer aus. Ein Scheitern der DFB-Elf erscheint dabei fast unmöglich.

Deutschland wird in Nizza in jedem Fall als einer von neun Gruppenköpfen gesetzt sein. Vorbehaltlich der weiteren Topfeinteilung wären zum Beispiel Gruppen mit Rumänien, Norwegen, Albanien, Litauen, Malta oder Dänemark, Wales, Finnland, Moldau und UEFA-Neuling Gibraltar möglich. Echte Kracher-Duelle und die von Löw so geliebten Partien gegen andere Schwergewichte sind ausgeschlossen.

Beim Turnier in Frankreich kommt dann der Rechenschieber raus. Aus sechs Vierergruppen qualifizieren sich jeweils die beiden Topteams und die vier besten Dritten für das Achtelfinale. Wie kompliziert das werden kann, zeigte sich bei der Frauen-WM 2013. Zur Geisterstunde wurde im schwedischen Norrköping die Däninnen nach dem letzten Gruppenspiel statt der punktgleichen Russinnen ins Achtelfinale gelost. Nicht nur Niersbach wären für ein EM-Turnier sportliche Kriterien sicher lieber. (dpa)

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