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Fußball-EM: Reparation für DJ Ötzi

Eine Initiative in Österreich schlägt den EM-Startverzicht vor. 2007 hat die Nationalelf noch kein einziges Spiel gewonnen.

Nicht einmal neun Monate sind es noch bis zum Beginn der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz, und zumindest das Gastgeberland Österreich ist noch ziemlich weit davon entfernt, so etwas wie Euphorie zu verspüren. Laut Umfragen interessiert sich gerade einmal ein Drittel der Österreicher für die Finalrunde der 16 besten europäischen Nationen. Weil eben eine Mannschaft dabei sein wird, die nach sportlichen Kriterien in diesem Zirkel nur wenig zu suchen hat – die österreichische Nationalmannschaft selbst. 2007 hat das Team noch kein einziges Match gewonnen, und das, obwohl es nur Freundschaftsspiele zu bestreiten hatte. Der bisherige Tiefpunkt war vor knapp mehr als einer Woche erreicht, als das Team bei einem Jux-Turnier zunächst gegen Japan unentschieden spielte, ohne auch nur einmal in den gegnerischen Strafraum vorgedrungen zu sein – und vier Tage später gegen die C-Mannschaft von Chile 0:2 verlor.

Doch nun taucht aus der Untiefe des Landes eine Idee auf, die mit einem relativ konstruktiven Vorschlag versuchen möchte, doch noch einen Rest Euro-Stimmung zu machen. Die Initiative „Österreich zeigt Rückgrat – Initiative österreichfreie Euro“ legte am Donnerstag eine Petition auf, in der der Österreichische Fußballbund aufgefordert wird, den Startplatz für die EM einfach zurückzugeben. Österreich sollte das Turnier zwar natürlich weiterhin ausrichten, aber statt dem uninspirierten Team möge doch der beste drittplatzierte der Qualifikation antreten dürfen – zurzeit sind das immerhin spielfreudige Mannschaften wie Frankreich oder Portugal. Als Fan, dem schöner Fußball ein Anliegen ist, der „den blind geschlagenen Pass, der auch ankommt“ liebt, wäre das laut der Initiative die ideale Möglichkeit, im kommenden Jahr einen schönen Juni zu verleben. Denn, wie die Initiative richtig feststellt, verfällt man „während eines Spiels unter Beteiligung der österreichischen Nationalmannschaft in tiefe Depressionen“.

Die Initiatoren der Aktion hoffen auf möglichst viele Unterstützer – mindestens 100 000 Unterschriften wollen sie für ihr Begehr in den kommenden Wochen sammeln. Außerdem sollte die Initiative auch einen enormen Imagegewinn für Österreich bringen – würde die Teilnahme an der Euro tatsächlich abgesagt. Diese Geste würde, so die Initiatoren, „die ganze Welt mit Staunen zur Kenntnis nehmen und mit Beifall beklatschen. Das Ansehen unseres Landes würde trotz seiner Vergangenheit und DJ Ötzi eine dramatische Steigerung erfahren.“

Eine größere Steigerung jedenfalls, als wenn Österreich mit seiner derzeitigen Nationalmannschaft in ihrer derzeitigen Verfassung tatsächlich an der Europameisterschaft teilnimmt. Es sei denn, man würde null Punkte und null Tore in drei Vorrundenspielen als Zeichen für einen guten Gastgeber werten.

www.rueckgrat.cc

Markus Huber

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