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Fußball-EM und Olympia: Deutschland hofft weiter

Nach der Olympia-Vergabe an Tokio nimmt auch die brisante Debatte über die Spielorte der Fußball-EM 2020 Fahrt auf. Istanbul stünde nun zur Verfügung. Doch Deutschland bleibt ein heißer Kandidat für 2020, und auch für 2024.

Die Olympia-Niederlage von Istanbul ist im ersten Moment eine schlechte Nachricht für deutsche Fußball-Fans. Ein EM-Endspiel 2020 in München ist durch den Sommerspiel-Zuschlag für Tokio unwahrscheinlich geworden. Von einem voreiligen Rückzug einer Final-Kandidatur will man beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) aber aus gutem Grund nichts wissen. Das sportpolitische Geschacher um die Gastgeberrolle für das EM-Endspiel beim historischen Trans-Nationen-Turnier in sieben Jahren hat nämlich jetzt erst so richtig begonnen.

„Es bleibt bei dem Beschluss des DFB-Präsidiums, dass wir uns fristgerecht zum 12. September mit München als Ausrichterstadt für zwei alternative Veranstaltungspakete bewerben“, sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker am Sonntag. Drei Vorrundenpartien und ein K.o.-Spiel in der bayerischen Landeshauptstadt bleiben somit ebenso möglich wie die Endspieloption inklusive der beiden Halbfinals.

Der DFB hatte zwar immer betont, nicht mit der Türkei um die Endspiel-Option zu konkurrieren. Durch die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 an Tokio statt Istanbul wäre eine türkische Bewerbung um das Finale des pan-europäischen Fußballturniers nun möglich - aber garantiert ist diese eben noch keineswegs. Bis zum kommenden Donnerstag müssen die Unterlagen bei der UEFA in Nyon vorliegen. Entschieden wird aber erst im September 2014.

Bei der UEFA wird man die Nachricht aus der DFB-Zentrale in Frankfurt gerne vernehmen. Denn vor dem Pan-Europa-Turnier in 13 Ländern droht dem Kontinentalverband eine paradoxe Situation. An Bewerberstädten mangelt es wohl nicht, UEFA-Chef Michel Platini sprach kürzlich von bis zu 25. Doch das Final-Paket will offenbar keiner so richtig haben.

Auch die Türkei hat sich noch nicht offiziell beworben. „Die Enttäuschung dort wird sicher groß sein. Bislang liegt nach meinem Kenntnisstand noch keine Bewerbung der Türkei bei der Uefa vor“, sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock der Zeitung „Die Welt“ (Montag-Ausgabe). „Es gibt nicht viele Länder, in denen das Finale stattfinden kann, schließlich müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden, unter anderem ein Stadion mit einer Kapazität von 70.000 Sitzplätzen“, betonte Sandrock.

Gerade Deutschland und die von sportpolitischen Niederlagen so gebeutelte Türkei liebäugeln aber mit der alleinigen Gastgeberrolle für die EM 2024. „Schaut man sich die europäische Landkarte an, können wir mit Selbstbewusstsein - nicht Arroganz - sagen, dass wir in der Lage sind, ein so komplexes Turnier auszurichten“, hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach im Juli der „Süddeutschen Zeitung“ über eine mögliche 2024-Kandidatur gesagt. „Wir haben grundsätzlich Interesse an der EM 2024, dabei bleibt es“, betonte nun Sandrock.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Berlin gegen München bei der deutschen Vorauswahl unterlag, weil die deutsche Hauptstadt als politisches Symbol und ehemalige Nahtstelle der deutschen und europäischen Teilung ein zu starker Endspiel-Bewerber für 2020 gewesen wäre - 60 Jahre nach der ersten EM und 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung. Genau solche Signale will Platini mit diesem Turnier senden.

Ein eventuell gewollter Rückzug zugunsten einer 2024-Option wäre dann für den DFB schwierig gewesen, obwohl Niersbach als Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees und vor allem als Freund von Platini einen perfekten Draht zu allen Entscheidungsträgern hat. Ganz ohne Deutschland ist die Idee der Multi-Nationen-EM 2020 jedenfalls ohnehin nicht vorstellbar. Das bleibt die gute Nachricht für die deutschen Fußball-Fans. (dpa)

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