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Hab ich was verpasst? Dortmunds Neven Subotic lag nach einem Schuss in den Unterleib noch am Boden, als der Mainzer Petar Sliskovic (l.) das 1:1 erzielte. André Schürrle (r.) jubelt über den Ausgleich. Foto: dapd

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Sport: Fußball in die Leisten

Unfair oder nicht? Klopp greift Tuchel an, weil Mainz spät ein kontroverses 1:1 in Dortmund schießt

Nach dem Abpfiff wären die Dinge im Dortmunder Stadion beinahe eskaliert. Kevin Großkreutz wollte sich Christian Wetklo packen, der die Südtribüne mit provozierenden Gesten gegen sich aufgebracht hatte. Der Mainzer Manager Christian Heidel packte sich den Torhüter und brachte ihn in Sicherheit. Es war ein aufregendes Spiel, das 87 200 Zuschauer im erneut ausverkauften Stadion erlebt hatten, am Ende vergaben die Dortmunder beim 1:1 (1:0) einen sicher geglaubten Sieg. Sollte Bayer Leverkusen sein heutiges Heimspiel gegen Schalke 04 gewinnen, schmilzt der Vorsprung des BVB an der Tabellenspitze auf sieben Punkte.

Nach dem Abpfiff wurde heftig über die Szene debattiert, die zum Mainzer Ausgleich geführt hatte. Bei der Flanke des eingewechselten Marcel Risse, die der eingewechselte Petar Sliskovic einschoss, lag Dortmunds Manndecker Neven Subotic verletzt am Boden. Der Serbe hatte einen Ball in den Unterleib bekommen. „Es gehört zum Fair-Play, den Ball ins Aus zu spielen“, monierte Dortmunds Sven Bender. „Und wenn man den Schiedsrichter mehrmals darauf aufmerksam macht, muss er das Spiel irgendwann unterbrechen.“ Der Mainzer Christian Fuchs räumte ein, die Vorkommnisse seien „unglücklich für Dortmund, aber solange der Schiedsrichter nicht pfeift, müssen wir weiter spielen.“ Sein Trainer Thomas Tuchel bekräftigte, es sei „nicht legitim, zu behaupten, dass wir absichtlich weiter gespielt haben. Das ist eine Unterstellung“.

Der Exkurs über Moral und Ethik im Profifußball überlagerte den Umstand, dass auch vor der ominösen 89. Minute schon Fußball gespielt worden war. Und zwar ziemlich intensiv. Das Spiel begann exakt so, wie das zu erwarten ist, wenn die beiden Mannschaften die Klinge kreuzen, die in der Liga die meisten Zweikämpfe bestreiten: Die beiden Kontrahenten bearbeiteten sich mit einer Laufbereitschaft, die es den Offensivkräften schwer machte, sich in Position zu bringen. Aus dem Spiel heraus ging wenig, doch die Dortmunder können sich in dieser Saison auch auf ihre Standards verlassen: In der neunten Minute schickte Mario Götze einen Freistoß in den Strafraum, den Mats Hummels irgendwie mit dem Rücken erwischte. Der Mainzer Torhüter Christian Wetklo bekam zwar noch die Hand an den Ball, doch von dort trudelte er hinter die Linie. Die Rettungstat von Sami Allagui kam einen Tick zu spät.

Mit der Führung im Rücken legte der BVB nach und bekam die Möglichkeit, den Vorsprung auszubauen. Lucas Barrios lupfte den Ball nach feinem Zuspiel von Nuri Sahin über Wetklo, der Barrios rustikal abräumte. Der Keeper machte sein Malheur sofort wieder gut, indem er Sahins Strafstoß entschärfte.

Der junge Türke wird bei der Borussia immer mehr zum Elfmeter-Killer, es war bereits der dritte Strafstoß in dieser Saison, den Sahin verschoss. Mainz kam nun besser ins Spiel, vor allem der pfeilschnelle André Schürrle war eine stetige Gefahr.

Nach dem Seitenwechsel übernahm der BVB wieder die Initiative und berannte das gegnerische Tor mit größerer Überzeugung. Prompt stand Jakub Blaszczykowski völlig frei, drosch den Ball aber mit Urgewalt über die Querlatte.

Es waren solche Szenen, die Klopp resümieren ließen, die Punkteteilung sei letztlich in Ordnung: „Wir haben uns das selbst eingebrockt, einen Elfmeter verschossen und riesige Chancen vergeben.“ Es hätte auch so gereicht, wäre das Spiel kurz vor Schluss unterbrochen worden. Die Mainzer Freudentänze nach dem späten Ausgleich quittierte Klopp mit höhnischem Beifall und legte sich mit dem Kollegen Tuchel an. „Bei uns liegt ein verletzter Spieler am Boden, und ihr jubelt alle. Ich wäre leicht beschämt.“

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