zum Hauptinhalt
Reden wir mal drüber. Bei Hertha ist doch alles im Lot.

© dpa

Auslaufen mit Lüdecke: Fußball ist sensibel

Endlich wissen wir, warum es bei Hertha zuletzt nicht so gut lief - Fans und Medien sind schuld. Für unseren Kolumnisten stellt sich nun allerdings eine Frage.

Nach dem Sieg gegen den Hamburger Sport-Verein war die Erleichterung bei Hertha BSC groß. Die Krise ist beendet! Aber war es überhaupt eine Krise? Da schienen sich ja die Verantwortlichen bei den Berlinern im Vorfeld nicht ganz sicher zu sein. Nach dem Spiel lüftete Trainer Pal Dardai das Geheimnis: Es sei alles nicht leicht gewesen. Es war eine von den Fans und Medien „reingeredete“ Krise. So etwas ist natürlich besonders ärgerlich. Wenn die Krise quasi von außen hereingetragen wird. Tja. Was kann man da machen? Für die Zukunft? Es kann ja nicht angehen, das man sportlich etwas aufbaut, das dann von anderer Seite wieder eingerissen wird.

Gut ist auf jeden Fall, dass man die Lage analysiert. Eine Krise war also da. Nach vielen Spielen ohne Sieg, nach dem Ausscheiden im DFB-Pokal und dem bisherigen Desaster in der Europa League weiß man jetzt zumindest, woran es gelegen hat. An den Medien und den Fans. Und wir fragten uns die ganze Zeit, warum funktioniert das Spiel nach vorne nicht? Warum gibt es keine Ideen? Keine finalen Pässe? Keine Torabschlüsse? Nun wissen wir es. Aber wie soll man jetzt darauf reagieren? Damit eine solche Entwicklung sich nicht noch mal wiederholen kann?

Seit Bayern München den Trainer entlassen hat, läuft nichts mehr - bei Borussia Dortmund

Vielleicht sollte man den Spielern als Erstes die Zeitungen wegnehmen. Und dann die Zuschauer. Oder vielleicht beides? So könnte die Arbeit in geordneten Bahnen verlaufen, und keiner quatscht mehr blöde dazwischen. Aber Fußball ohne Zuschauer? Ohne Medien? Und das ganze Drumherum? Ist natürlich auch nur halb so schön. Es gibt hier eine interessante Parallele zwischen dem Fußball und dem Kabarett, mit dem ich mich ja ein bisschen auskenne. Also mit dem Kabarett kenne ich mich aus, nicht dem Fußball. Wenn im Kabarett nicht gelacht wird, gibt es zwei Erklärungsmöglichkeiten. Entweder es lag an der Pointe. Oder es liegt am Zuschauer. In der richtigen Beantwortung dieser Frage liegt der Erfolg.

Wie dem auch sei, es ist allerdings interessant zu beobachten, wie sensibel die Fußballwelt reagieren kann. Da gibt es immer wieder Wechselwirkungen, mit denen keiner rechnet. Seit Bayern München zum Beispiel den Trainer ausgetauscht hat, läuft gar nichts mehr zusammen – bei Borussia Dortmund. Die hatten schon mal fünf Punkte Vorsprung – alles schon weg. Bayern ist wieder Erster. Das sind offensichtlich auch Störfaktoren von außen, obwohl die mindestens 600 Kilometer entfernt sind. Man steckt nicht drin. Auch wenn man es nicht glauben mag, Fußball ist eben auch ein sehr sensibles Konstrukt.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga

Frank Lüdecke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false