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Fußball-Krawalle in Italien: Mordverdacht gegen 17-Jährigen

Der Tod des Polizisten Filippo Raciti steht möglicherweise vor der Aufklärung. Ein 17-Jähriger steht unter Tatverdacht. Der Nationale Sicherheitsrat hat beschlossen, dass elf Fußballspiele am Wochenende ohne Publikum stattfinden müssen.

Rom - Der AC Mailand flüchtet vor den "Geisterspielen" ins Ausland. Zumindest seine Champions League-Partie gegen Celtic Glasgow will Milan am 7. März im schweizerischen Genf oder in Frankreich vor Publikum austragen. Von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) gab es dafür grünes Licht. Milans San Siro-Stadion dagegen bekam wie 24 andere Arenen vom Sicherheitsrat in Rom die Rote Karte gezeigt. Nur die sechs Stadien in Rom, Genua, Siena, Cagliari, Turin und Palermo entsprächen vor der am Wochenende wieder startenden Meisterschaft den gesetzlichen Sicherheitsvorschriften und sind demnach fürs Publikum freigegeben. Alle Abendspiele wurden auf den Nachmittag vorverlegt.

Fußball Italien "Binnen 48 Stunden teilen wir mit, in welchen Stadien vor Publikum gespielt werden darf", erklärte Italiens Vize-Polizeichef Antonio Manganelli. Elf von 21 Erst- und Zweitligaspielen würden vor leeren Rängen angepfiffen werden, berichtete die "La Gazzetta dello Sport". Der Sicherheitsrat will die durchgefallenen Stadien noch im Detail prüfen. Einige könnten die geforderten Arbeiten noch rechtzeitig abschließen. Unter dem Eindruck der tödlichen Krawalle in Catania hatte die Regierung Spiele vor Publikum in nicht gesetzeskonformen Stadien per Dekret verboten.

Randalierer festgenommen

Unterdessen hat die Polizei in Catania möglicherweise den Randalierer gefasst, der den Polizisten Filippo Raciti am Freitagabend getötet hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen 17-Jährigen wegen Mordes. Auf einem Videoband sei zu sehen, wie er den Polizisten mit einem herausgerissen Waschbecken angreife. Der Sohn eines Facharbeiters sitzt bereits seit Dienstag in Haft. Neben der Polizei ermittelt auch der Fußballverband. Catania Calcio droht vor dem Sportgericht eine Rekord-Platzsperre bis zum Ende der Saison.

Wegen der neuen Sicherheitsvorschriften steht auch Italiens Länderspiel am 28. März gegen Schottland in Bari auf der Kippe. Das "Stadio San Nicola" gehört zu den Arenen, die nicht den schon vor zwei Jahren verabschiedeten Pisanu-Gesetzen entsprechen. Der Fußballverband übt dennoch einen Schulterschluss mit der Regierung. "Die Maßnahmen sind nötig", sagte Nationaltrainer Roberto Donadoni.

Club-Chef Berlusconi kritisiert Regierung

Von den am Donnerstagnachmittag zur neuerlichen Krisensitzung in Rom versammelten Club-Präsidenten kommt dagegen weiter heftige Kritik. "Absurd" sei das Publikumsverbot, wetterte Udines Clubchef Giampaolo Pozzo. "Ohne Fans ist es kein Fußball mehr", klagte auch Milan-Stürmer Filippo Inzaghi. Milans Vize-Präsident beklagte das negative Urteil zum Mailänder Stadion als "ungerecht", Club-Chef und Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi warf der Regierung vor, dass Hooligan-Problem "falsch anzugehen". Nach Neapel droht nun auch Livorno mit Streik: "Entweder alle Stadien werden gleich behandelt oder wir streiken", sagte Livornos Stürmer Cristiano Lucarelli.

Sportministerin Giovanna Melandri rief die Clubs zur "Zusammenarbeit auf, um die Gewalttäter zu isolieren". Da nun überall mit Hochdruck an den Stadien gearbeitet wird, machte Innenminister Giuliano Amato den Clubs am Donnerstag wieder Hoffnung: "In einem Monat werden die Dauerkartenbesitzer wieder ins Stadion können." Dies fordern die wegen der fehlenden Einnahmen und des Imageschadens immer nervöser werdenden Clubs ab sofort. "Der italienische Fußball ist nur noch die Hälfte wert", sagte ein Wirtschaftsexperte.

Mit der Krise in Italien beschäftigt sich nun auch die Uefa intensiver. Ein Vertreter des Dachverbandes nahm bereits an der Sicherheitsratssitzung in Rom teil, Uefa-Präsident Michel Platini will sich bald mit dem für Justiz und Sicherheit zuständigen Vize-Präsidenten der Europäischen Union, Franco Frattini, treffen. (tso/dpa)

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