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Sport: Fußball-Länderspiel: Wer ist eigentlich Amerika?

Die Zeiten, in denen die USA als Entwicklungsland im Fußball galten und der Pfälzer Tom Dooley ihr deutscher Entwicklungshelfer war, sind vorüber. Die Entwicklung zu einer mittlerweile allseits respektierten Soccer-Nationalmannschaft aus dem Land des Baseballs und Footballs ist vor allem das Verdienst von Bruce Arena.

Die Zeiten, in denen die USA als Entwicklungsland im Fußball galten und der Pfälzer Tom Dooley ihr deutscher Entwicklungshelfer war, sind vorüber. Die Entwicklung zu einer mittlerweile allseits respektierten Soccer-Nationalmannschaft aus dem Land des Baseballs und Footballs ist vor allem das Verdienst von Bruce Arena. "Niemand ist mehr überrascht, wenn wir gute Ergebnisse erzielen", sagt der Headcoach. Die vorgegebene Mission bei seinem Amtsantritt Ende 1998 hat der 50-jährige New Yorker - wie seine Vorgänger - erfüllt: Qualifikation in der Nord- und Mittelamerika-Zone für die Weltmeisterschaft in Japan und Korea. Gruppengegner sind dort Portugal, Polen und Südkorea. Arenas persönliche Länderspiel-Bilanz lautet: 28 Siege, 13 Unentschieden, 13 Niederlagen.

Seinem erstaunlichen Einstand mit einem für die Deutschen demütigenden 3:0 in Jacksonville 1999 setzte der neue Cheftrainer im selben Jahr noch ein 2:0 in Guadalajara gegen den damaligen Europameister drauf. Sehr selbstbewusst treten daher die Amerikaner vor ihrem ersten Länderspiel auf deutschem Boden gegen den dreimaligen Weltmeister auf. "Wir sind stärker als vor drei Jahren, haben große Fortschritte gemacht und mehr Erfahrung", sagt Arena. Die Gründe für den Aufschwung neben seiner Person: Die eigene Liga MSL (Major League Soccer), die große Zahl in Europa etablierter Profis (zwölf gehören zum Kader) und ein internationales Mammutprogramm. So hat Arena seiner Mannschaft als WM-Vorbereitung zwischen Januar und Juni allein 15 Länderspiele verordnet. Sie treffen sich nach dem Gewinn des Gold Cup in Kalifornien mal schnell auf Sizilien oder an der Ostsee. Gegen Italien haben sie sich beim 0:1 in Catania (13. Februar) wacker geschlagen. "Wir waren ebenbürtig", sagt Arena.

Es sind weitgehend noch dieselben Namen: Tony Meola, Jeff Agoos, Earnie Stewart, Tony Sanneh, Frankie Hejduk, Jovan Kirovski, Brian McBride, Joe-Max Moore oder Cobi Jones, der mit 151 Länderspielen sogar Lothar Matthäus überholt hat. Es fehlt allerdings Claudio Reyna, früher bei Bayer Leverkusen und dem VfL Wolfsburg. Nach langer Verletzungspause ist der Spielmacher gerade erst wieder in die Mannschaft des FC Sunderland zurückgekehrt und wird daher geschont. Aber es sind auch einige neue, frische und freche Gesichter dabei. Wie das von Landon Donovan. Der 20-jährige offensive Mittelfeldspieler wurde 1999 als Jugendspieler von Bayer Leverkusen in Amerika entdeckt, verpflichtet und letztes Jahr an die San José Earthquakes ausgeliehen, die der Shooting Star mit 15 Toren prompt zur MSL-Meisterschaft führte. Den einzigen Neuling noch ohne Länderspiel, Cory Gibbs vom FC St.Pauli, hat der Trainer wegen Kniebeschwerden wieder nach Hause geschickt.

Arena blickt von seinem Zimmer im siebten Stock des Hotels Neptun auf die Ostsee hinaus und sieht dem sechsten Spiel der USA gegen Deutschland ganz gelassen entgegen. "Dieses Spiel gegen uns ist für die Deutschen weitaus wichtiger als die beiden letzten. Sie werden daher trotz der Ausfälle viel stärker sein. Für uns ist es nur ein weiterer Schritt auf dem Weg unserer Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft. Es ist daher nicht so bedeutend, ob wir nun siegen oder verlieren. Hauptsache ist, dass wir in Rostock spielerisch weitere Fortschritte machen." Für die Amerikaner ist es im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Freundschaftsspiel. "Es ist schön, all die guten Freunde wiederzusehen", sagt Tony Sanneh vom 1.FC Nürnberg - "und einmal ohne Abstiegsangst im Hinterkopf Fußball zu spielen."

Hartmut Scherzer

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