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Sport: Fußball nach dem Terror: Nachspiel: Übertriebenes Schattenspiel. Benedikt Voigt empfiehlt Giovane Elber eine andere Form des Jubelns

Was gibt es nicht alles für Jubelposen im Fußball? Jürgen Klinsmann zum Beispiel schlitterte in seiner Zeit bei Tottenham Hotspurs nach jedem Tor bäuchlings über den Rasen.

Was gibt es nicht alles für Jubelposen im Fußball? Jürgen Klinsmann zum Beispiel schlitterte in seiner Zeit bei Tottenham Hotspurs nach jedem Tor bäuchlings über den Rasen. Damit karikierte der deutsche Nationalspieler seinen Ruf in England als "Diver", also als jemand, der sich oft und gerne in Zweikämpfen fallen lässt, um einen Elfmeter zu provozieren. Das war ironisch und lustig und brachte ihm Sympathien ein. Bebeto formte seine Arme nach einem Treffer bei der Fußballweltmeisterschaft 1994 zur Babyschaukel, um aller Welt zu zeigen, dass seine Frau gerade ein Kind bekommen hatte. Die brasilianischen Kollegen schaukelten munter mit. Auch das war ein Ausdruck von Freude. Was aber ist die Friedenstaube von Giovane Elber?

Wie bei einem Schattenspiel mit seinen Kindern formte der Stürmer des FC Bayern nach seinem Siegtor zum 1:0 die Hände zu einer Taube. Natürlich wollte er damit seine Betroffenheit über die Terrorattentate in den USA ausdrücken, doch er hatte sich die falsche Gelegenheit ausgesucht. Es ist nämlich schwer, sich nachdenklich oder vielleicht sogar traurig zu freuen. Wenn einem nicht nach Jubeln ist, dann sollte man es lassen. Das wäre schon Symbolik genug. So aber wirkte sein Jubel übertrieben pathetisch. Es hatte Elbers Friedenstaube an diesem Spieltag gar nicht mehr bedurft. Auch der Parkwächter vom Abschnitt Z am Münchner Olympiastadion dürfte mitbekommen haben, dass dieser Bundesligaspieltag unter dem Eindruck der Tragödie in den USA stand. Die Spieler trugen Armbinden, die Fans malten Plakate mit nachdenklichen Aufschriften, die Sponsoren setzten Friedensbotschaften auf Werbebanden und Trikots, und über die Stadionsprecher schallte "Give peace a chance" von John Lennon und Yoko Ono. Die angemessenste Form des Gedenkens fand man bei Schalke 04, wo die Verantwortlichen des Vereins in der Stadionkapelle beteten. Es war leise, nachdenklich und besinnlich. Doch womöglich betete der gläubige Giovane Elber am Samstagabend mit seinen Kindern auch für den Frieden. Das muss aber niemand wissen.

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