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Augen zu und durch. U-21-Nationaltrainer Horst Hrubesch.

© dpa/Rheinhardt

Fußball: Olympia-Kader der Männer: Michael Preetz: Hertha geht vor

U-21-Nationaltrainer Horst Hrubesch hat seinen Olympia-Kader nominiert – Niklas Stark und Mitchell Weiser von Hertha BSC sind nicht dabei

Horst Hrubesch ist kein Mensch, der ein Leben im Scheinwerferlicht führt. Trotzdem weiß die Öffentlichkeit einiges über die privaten Interessen des U-21-Nationaltrainers. Hrubesch ist passionierter Angler und Pferdefreund. Ob er in seiner Kindheit gerne gepuzzelt hat, ist hingegen nicht bekannt. Selbst wenn es so gewesen sein sollte: Spätestens diese Woche dürfte ihm der Spaß daran vergangen sein.
Der 62-Jährige hat sich in den vergangenen Tagen an einem – sinnbildlich – 1000- Teile-Puzzle mit dem Motiv Olympia-Kader versucht. Nach allem, was man weiß, handelte es sich wohl mit um das Schwierigste, was der Markt hergibt. Maximilian Arnold? Geht nicht, hatte vor kurzem eine Blinddarmoperation. Emre Can? Leider nicht. Hat schon bei der Europameisterschaft gespielt. Mahmoud Dahoud? Nee, muss mit Borussia Mönchengladbach in der Champions-League-Qualifikation ran. Timo Werner? Nö. Hat gerade den Verein gewechselt. Johannes Geis? Keine Chance. Schon zwei Schalker im Kader.

Hrubesch und Flick waren auf den guten Willen der Klubs angewiesen

Das Problem ist, dass das olympische Fußballturnier (4. bis 21. August) nicht im internationalen Spielkalender steht und für die Vereine folglich keine Abstellungspflicht besteht. Horst Hrubesch und Hans-Dieter Flick, der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes, waren daher auf den guten Willen der Bundesligaklubs angewiesen, obwohl die neue Saison erst eine Woche nach der olympischen Abschlussfeier beginnt. Der deutsche Kader trifft sich am 28. Juli zu einem dreitägigen Trainingslager in Frankfurt am Main. In Brasilien trifft das Team in der Vorrunde auf Mexiko, Südkorea und die Fidschi-Inseln. „Das wird für uns ein einmaliges Erlebnis, von dem die Spieler noch ihren Enkeln erzählen werden“, sagt Hrubesch.
Trotzdem musste er deutlich länger puzzeln, als es ihm lieb war, und das Bild, das der U-21-Trainer am Freitag präsentierte, sah dann doch etwas anders aus, als viele es erwartet und Hrubesch sich vermutlich erhofft hatte, auch wenn er zu Protokoll gab: „Die Qualität des Teams ist trotz der schwierigen Nominierung absolut top. Ich freue mich auf jeden Einzelnen und bin sicher, dass mit diesen Jungs vieles möglich ist.“ Selbst überdurchschnittlich interessierte Fußballfans mussten aber vermutlich erst mal den Namen Grischa Prömel googeln, der sich in das Aufgebot geschmuggelt hatte. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler steht bei Zweitligist Karlsruher SC unter Vertrag und hat bisher 20 Länderspiele für die deutsche U 20 bestritten.

Fünf Spieler, die bei der EM dabei waren, wären aufgrund ihres Alters (1993 und jünger) noch für Olympia spielberechtigt

Es wäre ein interessantes Experiment, ob ein Team aus dem tatsächlichen Olympiakader eine Chance hätte gegen eine Mannschaft aus dem virtuellen Aufgebot (siehe Kasten). Die Namen der Nicht-Teilnehmer sind in jedem Fall die prominenteren. Fünf Spieler, die bei der EM dabei waren, wären aufgrund ihres Alters (1993 und jünger) noch für Olympia spielberechtigt. Es war allerdings lange klar, dass niemand in diesem Sommer an beiden Turnieren teilnehmen würde. Genauso war klar, dass der DFB nicht auf Spieler zurückgreifen würde, deren Klubs in der Qualifikation für den Europapokal antreten. Das betrifft auch Niklas Stark und Mitchell Weiser von Hertha BSC, die erwartungsgemäß nicht nominiert wurden. Manager Michael Preetz hatte das schon Ende der vorigen Saison gesagt, als sich abzeichnete, dass Hertha sich nicht direkt für den Europacup qualifizieren würde: „Fakt ist, dass beide dann nicht bei Olympia spielen können.“

Herthas Manager Preetz sagt: Über allem stehen die Interessen von Hertha BSC

Am Freitag sagte Preetz nun: „Wir haben versucht, den Jungs die Tür so lange wie möglich offen zu halten.“ Über allem stünden allerdings die „Interessen von Hertha BSC“. Und zu Stark und Weiser sagte Preetz: „Beide haben ganz früh gesagt, dass sie beide Entscheidungen akzeptieren. Sie wissen, dass sie mit dem Einzug in die Europa League die Saison veredeln können. Und sie haben da beide große Lust drauf.“ Man habe in permanenten Dialog und konstruktiven Austausch mit Hansi Flick gestanden, sagte Herthas Manager.
Trainer Pal Dardai hatte nicht ganz so rigoros geklungen und auch den positiven Effekt einer Turniererfahrung hervorgehoben: „Die Chance auf Olympia hat man nur einmal im Leben, aber der DFB muss auch wissen, dass beide Leistungsträger bei uns sind und es für Hertha um viel geht.“ Wenn sich der Olympiakader am 28. Juli trifft, bestreitet Hertha das Hinspiel in der Europa-League-Qualifikation.

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