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Sport: Fußball-TV-Rechte: "Ich bin es leid, um jede Sekunde zu feilschen"

Fritz Pleitgen (63) ist Intendant des Westdeutschen Rundfunks und Vorsitzender der ARD. Herr Pleitgen, nach dem Willen von Herthas Manager Dieter Hoeneß sollen ARD-Teams nicht in die Fußball-Stadien kommen.

Fritz Pleitgen (63) ist Intendant des Westdeutschen Rundfunks und Vorsitzender der ARD.

Herr Pleitgen, nach dem Willen von Herthas Manager Dieter Hoeneß sollen ARD-Teams nicht in die Fußball-Stadien kommen. Ist die Bundesliga für die Tagesschau gestorben?

Noch ist eine gütliche Einigung möglich. Falls es nicht dazu kommt, müssen die Gerichte in Aktion treten. Mir täte es leid, wenn wir wegen des sturen Verhaltens der Kirch-Gruppe mit den Vereinen in einen Konflikt geraten.

Kirch hat Ihnen angeboten, ein Topspiel zu übertragen. Warum lehnen Sie das ab?

Das Angebot ist völlig inakzeptabel. Nach dem Willen von Kirch Media sollen wir 30 Sekunden vom Spitzenspiel des Tages berichten. Außerdem sollen wir uns montags entscheiden, was wir am Samstagabend senden. Darauf können wir uns nicht einlassen. Solche Pläne haben mit aktueller Berichterstattung nichts mehr zu tun. Es kann nicht sein, dass drei Stunden nach Abpfiff nicht gezeigt werden darf, was bei den wichtigsten Spielen passiert ist. Das Wichtigste vom Tage gehört in die Tagesschau. Das sind wir den Gebührenzahlern schuldig.

Wie soll es nun weitergehen?

Wir haben mit Kirch Media einen Vertrag über die Übertragungsrechte. Der sichert uns Berichte von den Topspielen in der Tagesschau und den Dritten Programmen zu. Wir zahlen dafür 31 Millionen Mark pro Saison, das sind keine Peanuts. Angesichts dieser Summe bin ich es leid, um jede Sekunde zu feilschen. Wenn es keine Einigung geben sollte, sind wir gezwungen, unser vom Verfassungsgericht verbrieftes Recht auf Kurzberichterstattung wahrzunehmen und mit eigenen Kameras in die Stadien zu gehen. Wir brauchen schließlich Bilder.

Und wenn die Vereine Sie nicht reinlassen?

Wir werden in dieser Sache fest bleiben. Wir haben uns auf Minimalforderungen beschränkt, davon gehen wir nicht runter. Die ARD-Intendanten haben beschlossen, dass wir notfalls durch alle Instanzen gehen, also bis zum Bundesverfassungsgericht.

Mit welchen Aussichten?

Juristen von höchster Autorität haben mir bestätigt, dass wir eine starke Position haben. Wir würden sogar in Kauf nehmen, zwischenzeitlich zu unterliegen und für ein paar Monate auf Bundesliga in der Tagesschau zu verzichten. Eigentlich wollen wir diesen Grundsatzkonflikt nicht. Aber allen sollte klar sein: Wenn wir vor dem Bundesverfassungsgericht gewinnen, wird die Rechtewelt der Fußball-Bundesliga anders aussehen als heute.

Inzwischen haben sich ARD und die Fußball-Liga auf den Umfang der Radioberichterstattung geeinigt. Fortan dürfen die ARD-Sender 40 Minuten live aus den Stadien der ersten Liga berichten und zehn Minuten von der zweiten Liga. Reicht Ihnen das?

Das ist ein sehr gutes Ergebnis im Interesse des Publikums. Natürlich müssen Sender, die bisher etwas expansiv berichtet haben, ein paar Einbußen hinnehmen. Aber die legendäre Schlusskonferenz ist gesichert. Das Publikum kann sich nun jeden Tag ein umfassendes Hörbild aus den Stadien machen.

Haben Sie damit die Existenz von Radiorechten anerkannt?

Nein. Für uns gibt es keine Radiorechte. Es gibt auch keine Kopplung der Fernsehübertragungen mit den Radioreportagen. Die Liga sieht das auch so, meint aber, dass es Radiorechte gibt. Doch bei den Verhandlungen sind beide Seiten aufeinander zugegangen. Dieser Konflikt wurde nicht auf die Spitze getrieben. Das ist gut für die Fans.

Herr Pleitgen, kann es sein, dass die Fans irgendwann die Nase voll haben vom Gezerre um den Fußball?

Ich sehe die Gefahr bislang nicht. Allerdings werden die Vereine in einen riskanten Wettbewerb getrieben. Ich bin Anhänger von Borussia Dortmund und merke, dass ich durch den Rechtestreit ab und zu die Lust am Fußball verliere. Der Zwang, den Fußball komplett zu ökonomisieren, kann den Fans schon den Spaß verderben.

Herr Pleitgen[nach dem Willen von Herthas Manager]

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