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Diego Maradona ist erst einmal abgetaucht und überlässt zunächst Anderen das Reden.

© ddp

Argentinien: Maradona schweigt und die Gerüchteküche brodelt

Die Zukunft Diego Maradonas als argentinischer Nationaltrainer entwickelt sich zunehmend zum Politikum. Während sich der schwer gedemütigte Coach seit seiner Rückkehr in die Heimat in Schweigen hüllt, brodelt die Gerüchteküche.

Maradona sei am Boden zerstört, von Depressionen geplagt, spekulieren die Einen und berufen sich auf eine Zeitung, die ihn mit den Worten zitiert hatte: „Meine Zeit ist abgelaufen“. Andere streuen das Gerücht, der kleine Mann mit dem große Ego werde eine politische Karriere starten. Und ein Parlamentsabgeordneter schlug sogar vor, dem Weltmeister von 1986 ein Denkmal zu setzen. „Maradona ist der einzige Argentinier, der frei entscheiden kann, was er tun will“, ließ sich der allmächtige Präsident des nationalen Fußballverbandes AFA, Julio Grondona, vernehmen. In der Debatte um die Zukunft des Trainers müsse nun aber mal eine Pause eingelegt werden. „Ich denke nichts und ich erwarte nichts“, sagte Grondona der Nachrichtenagentur dpa.

Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass Grondona nichts lieber wünscht, als den unberechenbaren Maradona endlich los zu werden. Einer Online-Umfrage der Zeitung „Clarín“ zufolge ist eine Mehrheit der Argentinier für einen Rücktritt des Weltmeisters von 1986. Aber solche Umfragen sind alles andere als repräsentativ. Maradona erfreut sich zumindest der Unterstützung von ganz oben: „Halt' durch, Diego! Spiele werden verloren und gewonnen, aber wir müssen jetzt nach vorne schauen wie in den schwersten Stunden Argentiniens“, sagte Präsidentin Cristina Kirchner. Das Gerücht, ihr Mann und früherer Präsident Néstor wolle bei der Präsidentenwahl im kommenden Jahr mit Maradona als Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten antreten, ist nach Einschätzung politischer Beobachter aber von Gegnern der Kirchners gestreut worden.

Wahrscheinlicher klingt da schon, dass Maradona eingeladen werden könnte, sich um ein Parlamentsmandat zu bewerben. Auch das dementierte die Regierung zunächst energisch: „Ein Riesenquatsch“, polterte Kabinettschef Aníbal Fernández. Aber Néstor Kirchner hat seine treuesten Wähler gerade in den relativ armen Bevölkerungsschichten, in denen Maradona fast wie ein Heiliger verehrt wird und die ihm auch den rauschenden Empfang nach dem Schlamassel in Südafrika bereitet hatten.

Aus dem Fußball selbst kommen widersprüchliche Botschaften. Assistenztrainer Alejandro Mancuso meinte, er könne sich kaum vorstellen, dass Maradona hinschmeißt. Mittelfeldspieler Angel de María ging hingegen geschickt auf Distanz. „Ich musste mich auf eine Position auf dem Spielfeld einstellen, die ich nicht gewohnt war. Und ich glaube, das habe ich nicht gut gekonnt“, übte er vordergründig Selbstkritik. Aufgestellt hatte ihn aber Maradona. Deutlicher wurde da schon Mittelfeldspieler Juan Sebastián Verón. Er schickte seinen Vater Juan vor, der Maradona schwere Fehler und eine falsche Taktik vorwarf. Verón wird nachgesagt, dass er Grondona als AFA-Präsident beerben will.

Wann sich Maradona selbst konkret äußern wird, ist weiter offen. Kenner der Fußballszene schlossen nicht aus, dass er die von Millionen mit Spannung erwartete Entscheidung in einer TV-Talkshow verkünden und dafür eine saftig Summe Geld einstreichen wird. (dpa)

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