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Confed-Cup: Furzgeräusche aus der Hölle

Der Confed-Cup ist noch jung, aber das Dream-Team, das auch bei der WM 2010 die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich ziehen wird, steht schon fest: Vuvuzela und Makarapa.

Vuvuzela und Makarapa sind keine Fußballer, sondern die wichtigsten Begleiter der südafrikanischen Fußballfans beim derzeit stattfindenden Confederations Cup: lange, unvorstellbar laute Tröten und virtuos verzierte Plastikhelme. Bestückt mit den beiden Accessoires, geschminkt und geschmückt in allen Farben, machen die Fans am Spielfeldrand Stimmung – und die ist atemberaubend laut.

Eine einzelne Vuvuzela klingt ein bisschen wie ein Nebelhorn, aber in einem Stadion voll mit Vuvuzelas fühlt man sich eher, als sei ein Großangriff auf das Trommelfell im Gange. Der Ursprung der Krachmacher ist nicht ganz klar: Angeblich basieren sie auf dem Kuduhorn, das in afrikanischen Dörfern zum Dorftreffen ruft. Inzwischen sind die Hörner allerdings massenproduzierte Plastikartikel in knalligen Farben. Leichter zu spielen werden sie dadurch nicht. Der Hersteller Boogieblast beschreibt auf seiner Internetseite, was zu tun ist, um ihnen den richtigen Ton zu entlocken: „Tun Sie Ihre Lippen in das Mundstück und machen sie eine Art Furzgeräusch. Dabei müssen Sie ihre Wangen entspannen und ihre Lippen vibrieren lassen.“

Die etwa 65 Zentimeter langen Tröten haben aber nicht nur Fans. Der südafrikanische Journalist Jon Quelane nennt sie „ein Instrument der Hölle“, Spaniens Mittelfeldspieler Xabi Alonso stören sie so sehr, dass er ein Verbot fordert. Zwar zeigte sich auch Fifa-Präsident Joseph Blatter „durchaus besorgt über den Lärm, der auch im Fernsehen dauernd zu hören ist“. Ein Verbot zur WM 2010 strebt er aber nicht an: „Wir können das nicht einfach ab morgen verbieten. Das ist ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Schließlich schaden diese Trompeten ja niemandem.“ Jede Fußballnation habe ihre Eigenheiten, „da gibt es die verschiedensten Geräuschkulissen. Wenn Sie bei den Schweizern sind, hören Sie ab und zu Kuhglocken. Wenn Sie in Südafrika sind, hören Sie eben diese Trompeten.“

Blatter hat sich auch einen Makarapa zugelegt. Aus den Fan-Helmen wachsen Flaggen und Fußbälle, Babys und bunte Brillen türmen sich zu wahren Fankronen auf. Verantwortlich für den aufwendigen Kopfschmuck ist Alfred Baloyi. Der 53-Jährige gilt als Erfinder der Makarapas. „Die erste habe ich schon 1979 gemacht“, sagt Baloyi. Er habe bei einem Fußballspiel im Stadion gesessen und gesehen, wie jemand eine Flasche geworfen habe, sagt er. „Da habe ich mir gedacht, jeder sollte einen Helm haben.“ Im rohstoffreichen Südafrika, wo immer noch viele Menschen in Bergwerken unter Tage arbeiten, gibt es keinen Mangel an Helmen. Baloyi fing an sie zu verzieren, erst indem er sie bemalte, dann indem er Figuren aus ihnen herausschnitzte.

20 Jahre lang hat er das ganz allein gemacht. Aber seine Helme sind inzwischen so beliebt, dass er Verstärkung braucht. Vor zwei Monaten hat er sich mit einer kleinen Sportartikelfirma zusammengetan. Nun helfen ihm 31 Künstler, der ständig wachsenden Nachfrage Herr zu werden. In einem Lagerhaus in der Innenstadt Johannesburgs sitzen sie an drei großen Tischen und arbeiten an den Helmen – an bis zu 400 Stück pro Tag.

Auch Vuvuzelas verziert Baloyi. Mit dem Confed-Cup findet seine Arbeit nun ein weltweites Publikum. Auf die Fußball-Weltmeisterschaft freut Baloyi sich dann auch entsprechend. „Ich wache jeden Tag mit einem Lächeln auf“, sagt er. „Ich finde es toll, dass die ganze Welt nach Südafrika kommt.“ Und natürlich auch, dass er ihnen allen dann seine Tröten und seine Helme verkaufen kann.

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