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Uruguay zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein.

© AFP

Copa America am Kap: Warum Südamerika neue WM-Rekorde aufstellt

Die südamerikanischen Mannschaften haben bei dieser WM von ihren ersten elf Spielen neun gewonnen, alle fünf Teilnehmer können das Achtelfinale erreichen – das gab es noch nie.

Die Schlange vor dem Dubliner“ ist lang. Tag für Tag. Längst hat sich unter den Fußball-Fans von Kapstadt herumgesprochen, dass während der WM ein Besuch im stimmungsvollen Irish Pub in der Long Street nicht fehlen darf. Seit ein paar Tagen sorgen hier vermehrt südamerikanische Delegationen für Stimmung; brasilianische Gruppen führen Samba-Kreationen auf, argentinische Anhänger gesellen sich dazu, und zuletzt waren viele Trikots von Uruguay, Paraguay und Chile zu erspähen.

Während das alte Europa um den Verbleib seiner Favoriten im Turnier bangt, stellen südamerikanische Vertreter WM-Rekorde auf. Sie haben von ihren ersten elf Spielen neun gewonnen, alle fünf Teilnehmer können das Achtelfinale erreichen – das gab es noch nie. Von Argentinien und Brasilien war das erwartet worden, aber nicht zwangsläufig von Uruguay, Paraguay oder Chile. „Unsere fünf Teams sind in guter Form. Sie haben hohe Erwartungen, aber auch große Perspektiven“, sagt Paraguays Trainer Gerardo Martino stellvertretend.

Die Erfolgsgeheimnisse aus dem Quintett, das sich durch das Mühsal einer 18 Spiele umfassenden Qualifikationsgruppe gekämpft hat, sind unterschiedlich: Brasilien und Argentinien befähigen allein die Ansammlung international erprobter Klassespieler für höhere Aufgaben. Uruguay und Paraguay gehen anders vor: Ihr Erfolg fußt auf einer guten Ordnung, geschicktem Zweikampfverhalten und hoher Laufbereitschaft, dazu gesellen sich individuelle Qualität und immense Leidenschaft. „Es ist eine unheimliche Ehre, für unser Land anzutreten“, sagt der ehemalige Bayern-Profi Roque Santa Cruz. „Wir wissen, dass wir nur gemeinsam viel erreichen können.“

Chile stellt die Mischform aus beiden Ansätzen dar: Eine vorwärts gerichtete Grundformation in einem 4-3-3-System lässt sich bei Bedarf komplett verkehren: Keine Mannschaft verteidigt bislang so effizient, Leistungsanalysten sind beeindruckt von dieser Hintermannschaft, die noch kein Gegentor kassiert hat und nur drei Schüsse aus der Distanz zuließ – so gut verstellt die vom Argentinier Marcelo Bielsa eingestellte Mannschaft die Räume. Chiles Stammspieler sind in ganz Europa angestellt. Arturo Vidal zum Beispiel. Der 23-Jährige brachte bei Bayer Leverkusen die Vita vieler Südamerikaner ein: In den Slums von Santiago aufgewachsen, musste er sich neben fünf Geschwistern durchbeißen. Fußball erlernte er auf der Straße, mit 18 wurde er Profi, mit gerade 20 ging er nach Deutschland. „So ein Bursche, den kann nichts mehr erschüttern“, hat Bayers Sportchef Rudi Völler einmal gesagt. „Der will die Welt erobern.“ Warum nicht in Südafrika?

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