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Ein echter Anführer: Bastian Schweinsteiger glänzte gegen Argentinien sowohl in der Offensive als auch in der Defensive.

© dpa

Einzelkritik: Schweinsteiger überragend, Müller super präsent

Mesut Özil wirkt ein wenig überspielt, dafür wird Schweinsteiger kurzerhand zu Messi und Müller zum Kopfballungeheuer. Tagesspiegel-WM-Reporter Michael Rosentritt mit der Einzelkritik der deutschen Spieler.

Manuel Neuer: Der Schalker leuchtete von Beginn an, aber nicht durch Taten, sondern wegen seines Dortmund-gelben Trikots. Es dauerte 20 Minuten, dann holte der 24-Jährige das andere nach, als er vor dem einschussbereiten Tevez klärte. Stand in der zweiten Hälfte für 15 Minuten unter Dauerbeschuss. Dabei fast kein Ruckler. Ein echter Rückhalt.

Philipp Lahm: Der Kapitän hatte gleich ein, zwei wichtige Zweikämpfe zu führen, die er gewann. Hatte es oft mit dem stämmigen Tevez zu tun, ließ sich aber nicht verrückt machen von dessen wildem Spiel. Der 26-Jährige fand in seinem 70. Länderspiel sogar immer mal wieder die Gelegenheit, nach vorn zu marschieren. Die Konstante im Team.

Per Mertesacker: Der lange Bremer brauchte seine Zeit, um seinen Rhythmus zu finden. Als dann aber immer mehr auf ihn zurollte, wurde auch er immer breiter. Klärte in der ersten Halbzeit einmal ganz wichtig mit dem Kopf. Und gleich nach Beginn der zweiten Hälfte mit dem Gesicht, als er eher unfreiwillig einen Volleyschuss aus Nahdistanz von Tevez blockte. Das tat weh! Was man allerdings auch von dem einen oder anderen Offensivpass von ihm sagen musste. Aber das spielte am Ende auch keine Rolle mehr.

Arne Friedrich: Wachsam und wacker, wie bisher bei dieser WM. Nach einer halben Stunde wurde der Berliner, der jetzt Wolfsburger wird, einmal im Strafraum von Higuain ausgetanzt. Aber dann gibt es ja auch noch Neuer. Friedrich ließ sich davon nicht verunsichern. Gutes Stellungsspiel und stark im Bälle ablaufen. Und dann, dann passierte das, worauf Friedrich 77 Länderspiele, oder acht Jahre warten musste. Er erzielte sein erstes Tor für Deutschland: 3:0. Und das mit links im Fallen! Mehr geht nicht!

Jerome Boateng: Der 21-Jährige startete ungewöhnlich gut, hinten sicher und nach vorn mit ein, zwei schönen Aktionen. Dann aber wurden die Argentinier besser und Boateng hatte gut zu tun. War aber vor allem in der zweiten Hälfte wichtig, als er zwei Konter der Argentinier im Alleingang unterband. Durfte sich dann ausruhen, für ihn kam Marcell Jansen.

Thomas Müller: Das Wichtigste vornweg: Er wird fehlen im Halbfinale! Der Shootingstar des FC Bayern bringt das Kunststück fertig, sich immer noch einmal neu zu erfinden. Dieses Mal als Kopfballungeheuer. Der 20 Jahre alte Offensivmann erzielte gestern bereits sein viertes WM-Tor. So schnell wie gegen Argentinien, hat es aber noch nicht gemüllert. Danach super präsent und mit einem Traumpass auf Klose, der versagte. Ging aber dann einmal unachtsam zum Ball, berührte ihn mit der Hand, was die Gelbe Karte nach sich zog. Die wiederum zieht es nach sich, dass Müller im Halbfinale gesperrt ist. Das aber konnte ihn nicht davon abhalten, so zu spielen, als würde es nie eine Gelbe Karte gegeben haben. Maradona, der ihn im März in München noch für einen Balljungen gehalten hatte, wird diesen jungen Mann nie wieder vergessen können.

Sami Khedira: Mühte sich, der Stuttgarter. Lief viele Lücken zu und probierte was nach vorn. Doch so richtig bekam der 23-Jährige in seinem 10. Einsatz keinen Zugriff auf das Spiel. Konnte in der zweiten Hälfte kaum für Entlastung sorgen, da oft ungenau im Passspiel. Sein Partner Schweinsteiger war da besser. Khedira wurde von Toni Kroos ersetzt.

Bastian Schweinsteiger: Führte Regie, hatte nebenbei oft noch Messi im Auge und bereitete mit seinen herrlichen Freistoß die Führung durch Müller vor. Immer, wenn es etwas kribbelig wurde, war er da. Der 25-Jährige war auch unter Druck anspielbereit, ordnete mit klaren Pässen das Spiel – mal in die Breite, mal steil in die Vertikale. Und, wie es sich für einen wie ihn gehört: Er legte auch genial auf zum 3:0 durch Friedrich. Das halbe Tor gehört dem Münchner.

Lukas Podolski: Der Kölner startete wie vorzüglich mit Power und Dynamik ins Spiel. Konnte gleich zwei, drei Bälle erobern und zeigte, was sonst noch in seinem linken Fuß steckt – sein Schuss strich am Tor knapp vorbei. Ach so, und feine, genau getimte Pässe auch: So genial wie den, der zum 2:0 durch Klose führte.

Mesut Özil: Deutschlands Antwort auf Messi kam nicht so gut ins Spiel. Der Bremer hatte ein paar hübsche Szene in der ersten Halbzeit, tauchte dann aber etwas ab. Der eine Schuss des deutschen Spielmachers kurz vor der Halbzeit ging drüber. Konnte das Spiel der Deutschen nicht so prägen und beflügeln wie zuletzt. Aber Argentinien stand ja auch noch auf dem Platz. Trotzdem: Özil wirkte etwas überspielt und längst nicht so frisch und lebendig.

Miroslav Klose: Willkommen im Klub, im „Klub der Hunderter“. In seinem 100. Länderspiel war er übereifrig. Hätte sich fast Gelb abgeholt, als er Mascherano von hinten in die Beine fuhr. Legte dann ein Päuschen ein, und sich nach 25 Minuten leider zu weit zurück, als er von Müller herrlich bedient worden war. Der 32-Jährige vergab diese 100-prozentige Chance kläglich. Blieb aber immer einsatzfreudig, und wurde dafür belohnt – mit einem genialen Pass von Podolski, den Klose zu seinem 51. Länderspieltor nutzte. Und legte das 52. gleich wunderschön nach.

Marcell Jansen: Der Hamburger kam Mitte der zweiten Halbzeit für Boateng ins Spiel. Aber darauf kam es auch schon nicht mehr an.

Toni Kroos: In der 78. Minute für Khedira eingewechselt und noch mit einem schönen Schuss aufs Tor. Für Mehr reichte die Zeit nicht.

Piotr Trochowski: Kam in der 84. Minute für Thomas Müller ins Spiel und konnte sich schon ein bisschen warmlaufen fürs Halbfinale. Da wird er den dann gelbgesperrten Münchner womöglich ersetzen.

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