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Fußball-WM-Qualifikation - Paraguay  - Argentinien  1:0

© dpa

Erneute Niederlage: Fußballgott ohne Konzept

Argentinien fällt nach dem 0:1 in Paraguay aus den WM-Qualifikationsrängen und kritisiert Nationaltrainer Diego Maradona.

Diesmal sollte alles besser aussehen: Diego Maradona hatte sich seinen Drei-Tage-Bart abrasiert und auch die zuletzt wild umherfliegenden Haare abschneiden lassen. Auch an der Mannschaftsaufstellung nahm der Trainer der argentinischen Nationalmannschaft kosmetische Korrekturen auf vier Positionen vor. Es half alles nichts: In der Nacht zum Donnerstag unterlag Argentinien in Paraguay hochverdient mit 0:1 (0:1) und flog damit aus den WM-Qualifikationsrängen. Paraguay qualifizierte sich als elfte Mannschaft für die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer in Südafrika. Für Diego Maradona hingegen war es die dritte Niederlage hintereinander. Fans und Medien fordern seinen Rücktritt, doch die Mannschaft um den erneut glücklosen Superstar Lionel Messi schweigt ebenso bedrohlich wie die Verbandsspitze. Rückendeckung sieht anders aus, Maradona aber gibt sich kämpferisch. „Ich habe keine Angst vor der Kritik“, sagte er. „Die, die mich kritisieren, sollen mich kritisieren, ich werde weiter nach vorne schauen.“

Der Absturz des zweimaligen Fußball-Weltmeisters scheint kaum noch aufzuhalten. Zwei Spieltage vor Schluss können sich die auf Platz fünf abgerutschten Argentinier nur noch mit Hilfe der Konkurrenz direkt für die WM-Endrunde 2010 qualifizieren. Sogar um die Teilnahme an den Play-off-Spielen gegen den Tabellenvierten der Nord- und Mittelamerikagruppe müssen die Argentinier bangen. Maradona glaubt noch an ein gutes Ende: „Wir haben immer noch alle Chancen.“

Die argentinische Tageszeitung „Clarin“ fragte ihre Internet-Nutzer: „Glauben Sie, dass Maradona alleine an der momentanen Krise der Nationalmannschaft die Schuld trägt?“ Innerhalb von einer Stunde gingen mehr als 30 000 Stimmen ein, 70 Prozent der User sagten „Ja“. Auch „La Nacion“ interessiert sich für die Frage: Muss Maradona zurücktreten? 86 Prozent der Leser stimmten zu. Ohrfeigen für denjenigen, den viele Argentinier bislang für den leibhaftigen Fußballgott hielten. Jetzt staunten sie entsetzt und wütend in den überfüllten Bars und Cafés in Buenos Aires über die vielen handwerklichen Fehler des Trainerneulings, der bereis zum dritten Mal den Torhüter wechselte und kein Konzept erkennen lässt.

Als wäre die Niederlage in Paraguay nicht schon bitter genug gewesen, so lief an diesem Spieltag fast alles gegen Argentinien. Durch einen Sieg in Bolivien zog Ekuador vorbei und belegt nun mit 23 Punkten den wichtigen vierten Platz, der zur direkten WM-Qualifikation berechtigt. Venezuela und Uruguay liegen mit 21 Punkten nur noch einen Zähler hinter Argentinien, das in Paraguay über weite Strecken ängstlich spielte: Auch je ein Latten- und ein Pfostentreffer weckte die Gäste nicht auf. Im Gegenteil: Der starke Dortmunder Nelson Valdez schloss eine sehenswerte Kombination mit einem präzisen Flachschuss zum 1:0-Siegtreffer für Paraguay ab.

Ganze 180 Qualifikationsminuten hat Maradona noch Gelegenheit dazu, das drohende Unheil abzuwenden. Seit gestern ist allerdings fraglicher denn je, ob er diese Zeit überhaupt noch bekommt.

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