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Fifa tagt: Wettskandal: Spiel mit dem guten Ruf

In Kapstadt, vor der WM in Südafrika im kommenden Jahr, ringt der Weltverband Fifa in Zeiten der Wettskandale um die Glaubwürdigkeit des Fußballs.

Die Delegation der Deutschen Fußball- Liga (DFL) konnte sich noch mal aus der Affäre ziehen. Wie viele Spiele denn wirklich in Deutschland verschoben worden seien, wurde die Delegation der DFL, die anlässlich der Fußballmesse Soccerex angereist war, am Montag in Johannesburg gefragt. Die DFL verwies darauf, dass es nur bei wenigen Zweitligaspielen nicht mit rechten Dingen zugegangen sein soll.

Weil aber täglich neue Verdächtigungen und Hinweise auf Manipulationen ans Licht kommen, hat sich der Betrugsskandal auch bei der Führung des internationalen Fußballs zu einem großen Thema entwickelt. Der Wettskandal wird heute auf der Sitzung der Exekutivkommission (Exko), dem wichtigste Gremium des Internationalen Fußball-Verbandes Fifa, in Kapstadt thematisiert, wohin sich der Tross der Funktionäre, Sponsoren und Vermarkter anlässlich der WM-Auslosung am Freitag weiterbewegte. Es geht um die drängende Frage, wie die Reputation des Fußballs wiederherzustellen ist. Denn nicht nur gekaufte Spieler, deren Hauptinteresse nicht der Sieg der eigenen Mannschaft ist, oder Schiedsrichter, die Entscheidungen nach dem besten finanziellen Gebot ausrichten, haben den Ruf des Fußballs ramponiert. „Wir müssen gegen diese Unsitten kämpfen“, sagte Fifa- Präsident Joseph Blatter in Johannesburg.

Ein anderer Betrug schlug weltweit anscheinend noch höhere Wellen als der Wettskandal: das Handspiel des französischen Stürmers Thierry Henry, der so das entscheidende Tor zum 1:1 gegen Irland vorbereitete und Frankreich zur WM-Qualifikation verhalf. Die Iren hätten das Spiel gern wiederholt, suchten dann aber einen anderen Weg. „Irland wird der 33. WM-Teilnehmer“, verkündete Blatter am Montag auf der Soccerex. Die ironisch gemeinte Äußerung des Fifa-Präsidenten nahmen südafrikanische Zeitungen ernst und meldeten am Dienstag: „Irland und Costa Rica werden 33. und 34. Teilnehmer für 2010.“ Die Iren hatten Blatter um eine Sonderregelung gebeten, Costa Rica sieht sich als rechtmäßiger WM-Starter. Das entscheidende Tor im Play-off-Spiel vor zwei Wochen gegen Uruguay sei ein Abseitstreffer gewesen, klagen die Mittelamerikaner.

Das Handtor der Franzosen zusammen mit den Wettmanipulationen ergibt einen durchaus heiklen Themenmix, vor allem in Südafrika. Wo die weiße Bevölkerung dem Fußball den Rücken zukehrt und im Fernsehen fast nur Rugby und Cricket läuft, dämpfen diese Skandale das ohnehin schon lahmende Interesse. Die Fifa will deswegen auf dem heutigen Exko- Meeting intensiv beraten, wie das Spiel gerechter und fehlerfreier gemacht werden kann – ebenso wie „illegale Wetten“ und die WM-Aufnahme Irlands und Costa Ricas auf der Tagesordnung stehen. Auch wenn das Thema heute noch kurz diskutiert werden soll – Chancen hat Irlands Antrag keine mehr. „Irland wird nicht an der WM teilnehmen können“, sagte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke gestern. „Ich würde nicht sagen, dass der Antrag Nonsens ist, aber es ist einfach unmöglich.“

Wesentlich mehr Zeit wollen sich die 24 Herren mit der Beratung lassen, wie der Verfall des guten Rufs zu stoppen ist. Blatter will den zweiten Schiedsrichter oder zwei Torrichter einführen. Henrys Handspiel sei nur ein Beispiel für die Unfairness, die den Fußball zerstöre, sagte Blatter. „Die Spieler betrügen nicht nur mit einem Handspiel, sie betrügen mit Schwalben und sie betrügen mit dem Reißen am Trikot des Gegners“, sagte Blatter. Die Einführung eines Videobeweises lehnt der 73-Jährige jedoch weiterhin ab.

Gregor Derichs[Kapstadt]

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