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Joachim Löw: Gutes Gefühl - trotz Ballack

Kurz vor dem ersten Anpfiff steigt bei Joachim Löw die Vorfreude auf die WM. Und der Bundestrainer hat so viel zu tun, dass er es noch nicht einmal geschafft hat, Michael Ballack nach dessen Aus bei Chelsea zurückzurufen.

Joachim Löw ist gestern Nacht mit Michael Ballack eingeschlafen. Als der Bundestrainer gegen 23.30 Uhr seine Gemächer im Velmore Grande aufsuchte und noch einmal auf sein Telefon sah, war ihm der frühere Nationalmannschaftskapitän plötzlich ganz nah. „Ich habe gesehen, dass er mich angerufen hat“, erzählt Löw anderntags: Eigentlich wollte er Ballack rasch zurückrufen, „aber ich habe es bislang noch nicht geschafft“, sagt Löw.

Die Sache ist nämlich die: Michael Ballack wird nicht mehr über den Sommer hinaus beim FC Chelsea beschäftigt sein (siehe nebenstehenden Artikel), Löw hingegen hat den Sommer hindurch einiges um die Ohren – eine Weltmeisterschaft, bei der seine Mannschaft sich hartnäckig als Mitfavorit hält. „Ich sehe dieser Veranstaltung mit großer Freude entgegen. Auch wenn man nach solchen Turnieren in ein emotionales Loch fällt“, erzählt Löw. „Jetzt aber bin ich voller Energie.“ Seit Monaten sei er damit beschäftigt, die WM vorzubereiten; drei Wochen intensiver Trainingsarbeit liegen hinter dem Team. „Mehr können wir nicht tun“, sagt Löw überzeugend: „Ich habe ein ruhiges Gewissen, und ich habe ein gutes Gefühl.“

Was Ballacks Situation anbelangt, so ist sie ihm nicht einerlei, doch sein südafrikanischer Tag ist rappelvoll. Gerade eben kommt er von einer Videositzung mit dem Team. „Ich habe unterschätzt, dass es etwas länger dauert.“ Auf Sizilien aber hätte ihm der 33-Jährige über „konkrete Angebote von verschiedenen Klubs aus verschiedenen Ligen“ berichtet. Löw, entspannt: „Er hat viele Möglichkeiten.“

Ballacks Ausfall hat die aktuelle Arbeit für Joachim Löw nicht weniger werden lassen. Jetzt, da es nur noch wenige Tage bis zum Auftaktspiel gegen Australien sind, spitze sich die Spannung noch einmal zu, aber alle Beteiligten seien froh, dass es endlich losgeht. „Die Spieler, die ganz bewusst hier sind, haben viel Potenzial – wie weit sie mit Extremsituationen umzugehen wissen, wird man sehen“, sagt Löw und blickt neben sich.

Da sitzt der Fußballweise Franz Beckenbauer, der dem deutschen Teamcamp einen Besuch abstattet. Der 64-Jährige traut der Mannschaft das Semifinale zu: „Und wenn du erst einmal das erreicht hast, dann kannst du auch das Turnier gewinnen“, sagt Beckenbauer in seiner nonchalanten Art: „A bisserl Glück brauchst’ dann halt auch.“ So wie 1990, als er noch Teamchef war, und die Mannschaft im Halbfinale gegen England ins Elfmeterschießen musste. Seinem Nach-Nachfolger Löw neide er den Turnierstress nicht im Geringsten. Beckenbauer erzählt im Plauderton von früheren Turnieren wie andere ältere Herren über den Krieg. Als Trainer habe man das Große und Ganze im Blick, das schlauche ungemein. „Als ich damals mit der Mannschaft runter zur WM nach Italien bin, habe ich 77 Kilogramm auf die Waage gebracht. Als ich wiederkam, waren es noch 71.“ An diesem Punkt muss auch Löw schmunzeln: „Ich bin da voller Vorfreude“, sagt er dennoch.

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