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Kommentar: Augen zu und durch

Handspiel, Elfmeter, Tor für Brasilien: Benedikt Voigt erklärt, warum eine richtige Entscheidung falsch sein kann.

Spinnen die jetzt, die Ägypter? Hat doch jeder im Fernsehen klar gesehen, dass Mohamed Al Muhamadi auf der eigenen Torlinie mit der Hand ein Tor verhindert hat. Muss man gar nicht diskutieren, über die Rote Karte für den ägyptischen Fußball-Nationalspieler und den Elfmeter für Brasilien, der den 4:3-Siegtreffer in der Nachspielzeit brachte. Doch was machen die Ägypter? Legen Protest ein. Weil Schiedsrichter Howard Webb das Handspiel im Confed- Cup-Vorrundenspiel nicht selber gesehen habe, sondern erst nach Rücksprache mit dem Vierten Offiziellen informiert worden sei. Der Vierte Offizielle aber hat die Szene nach Auffassung der Ägypter auch nicht im Spielverlauf, sondern als Wiederholung auf einem TV-Monitor gesehen. Sie protestieren – gegen eine richtige Entscheidung?

Sie haben Recht. Moralisch mag der Protest vielleicht verwerflich sein, juristisch liegen die Ägypter richtig. Der Videobeweis ist im Fußball nicht zugelassen. Deshalb kann der Vierte Offizielle den Schiedsrichter zwar über eine Regelwidrigkeit informieren, wenn er sie im laufenden Spiel gesehen hat. Er darf sie aber nicht als Wiederholung auf einem TV-Fernseher beobachtet haben. Der Internationale Fußballverband Fifa jedenfalls hat den Protest abgewiesen und erklärt, dass der Schiedsrichter den Assistenten an der Seitenlinie befragt hätte, der die Szene gesehen habe. Auf diese Weise zieht sich der Verband geschickt aus der Affäre. Denn wenn die Darstellung der Ägypter zuträfe, hätte er ein Problem. Der Vierte Offizielle muss die Augen schließen, falls eine strittige Szene auf einem Monitor in seiner Nähe wiederholt wird. Oder er darf zumindest aus Fernsehbildern gewonnene Informationen nicht verwenden. Klingt absurd, aber so sind die Regeln. Will es der Fußball anders, muss er sie nur ändern.

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