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Unser WM-Experte: Der frühere Hertha- und Nationalstürmer Fredi Bobic.

© Kitty Kleist-Heinrich

Unsere WM-Experten: Fredi Bobic: Es wird Schmerzen geben

Unser WM-Experte Fredi Bobic erwartet ein enges Spiel gegen Argentinien. Aber der Ex-Hertha-Stürmer vertraut auf die Stärken von Trainer Joachim Löw, die er als Spieler unter ihm einst selbst kennen gelernt hat.

Deutsche Leichtigkeit oder individuelle Klasse der Argentinier – was wird sich durchsetzen? Eine interessante Frage, und es lässt sich jetzt schon sagen: Es wird ein enges Spiel und wahrlich kein 4:1. Die Argentinier haben nicht nur mehr Qualität als die Engländer, sie sind auch viel zweikampfstärker. Sie arbeiten stark gegen den Ball, wie man heutzutage sagt. Sprich: Sie können über 90 Minuten Pressing spielen. Siehe das Freundschaftsspiel im März in München. In diesem Match hatte unsere Mannschaft keine einzige Torchance, am Samstag muss es anders zugehen, sonst wird es böse enden.

Denn natürlich ist die Euphorie groß nach diesem tollen Erfolg gegen England, aber: Diese Nachlässigkeiten vor der Halbzeit können in einem Spiel gegen Argentinien tödlich sein. Alle reden von Messi, doch Leute wie Higuain, Tevez oder di Maria lassen sich auch nicht zweimal bitten. Da müssen wir höllisch aufpassen. Im Spiel nach vorne dürfen wir auf keinen Fall lange Bälle schlagen, diese argentinische Innenverteidigung knackt man mit Kurzpassspiel und Zuspielen in die Tiefe.

Bastian Schweinsteiger hat bereits angekündigt, dass man einen Gegner erwartet, der dreckig spielt. Die Jungs müssen darauf vorbereitet sein, dass es Schmerzen geben wird. Die Argentinier werden versuchen, den deutschen Spielern damit die Spielfreude zu nehmen. Man darf sich aber als Spieler von dieser harten Gangart nicht beeindrucken lassen.

Joachim Löw wird das ansprechen. Ich habe hundertprozentiges Vertrauen in ihn. Für mich ist er der perfekte Bundestrainer. Er schafft die richtige Balance zwischen Anspannung und Lockerheit, bereitet die Truppe taktisch meisterhaft vor und ist sehr authentisch. Vor der WM wurde spekuliert, ob die angespannte Vertragssituation belastend sein könnte. Mir war schon vorher klar, dass es auf Jogis Arbeit keine Auswirkungen haben würde.

1998 war er mein Trainer, als wir mit Stuttgart im Pokal der Pokalsieger auf Chelsea trafen. Für die Öffentlichkeit stand seine Entlassung schon lange fest, doch Jogi hat sich absolut professionell verhalten. Er hat jeden Spieler fair behandelt und einfach unbeeindruckt seine Arbeit gemacht. Deswegen ist es für uns als seine ehemaligen Spieler immer wieder eine Freude, ihn zu treffen.

Jogi Löw hat ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu den Spielern, aber er zeigt dies nicht so offensiv in der Öffentlichkeit wie Maradona auf der anderen Seite. Diego lebt von seinem Namen und seiner Persönlichkeit, Jogi von seiner Erfahrung als Trainer. Ich hoffe, er hat heute das bessere Ende für sich.

Fredi Bobic wurde unter Joachim Löw 1997 DFB-Pokalsieger mit dem VfB Stuttgart. Hier kommentiert er im Wechsel mit Marcel Reif, Arnd Zeigler, Philipp Köster und Michael Oenning die WM.

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