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Joachim Löw schwört die Mannschaft auf das Spiel gegen Ghana ein.

© dpa

WM-aktuell: Spiele des Tages

Heute fallen die Entscheidungen in Gruppe C und D. Kann die deutsche Mannschaft gegen Ghana gewinnen oder scheitert sie schon in der Vorrunde? Für England ist die Ausgangsposition ähnlich.

GHANA – DEUTSCHLAND

Gruppe D, Soccer-City-Stadion, Johannesburg, 20.30 Uhr, ARD und Sky, Schiedsrichter: Carlos Simon (Brasilien)

Zaubern statt Zaudern. Miroslav Klose ist für das Finale um den Gruppensieg gesperrt, für ihn wird höchstwahrscheinlich Cacau auflaufen – auch wenn TV-Bundestrainer Jürgen Klopp für Stefan Kießling plädiert. Viele der herzinfarktgefährdeten Bundestrainer auf den heimischen Sofas werden erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass Deutschland damit auf einen laufstarken, ballsicheren Stürmer hoffen darf, der vor dem Tor im Gegensatz zu seinem Vorgänger und anders als Mesut Özil nicht lange fackelt und trotzdem den Blick für den Nebenmann hat. Im Gegensatz zum dritten Konkurrenten Mario Gomez, der zuletzt im September 2009 für Deutschland getroffen hat, spricht für Cacau seine tolle Quote: In den vergangenen fünf Spielen traf er viermal. Sein Künstlername hat übrigens nichts mit dem Getränk Kakao zu tun – als kleines Kind konnte Claudamir Jeronimo Barreto einfach nicht seinen Vornamen aussprechen und sagte immer „Cacaudemir“. Einen deutschen Spitznamen hat er mittlerweile auch: „Helmut“. Weil er beim Einbürgerstest alle Bundeskanzler auswendig lernen musste.

AUSTRALIEN – SERBIEN

Gruppe D, Mbombela Stadion, Nelspruit, 20.30 Uhr, live bei Einsfestival und Sky, Schiedsrichter: Jorge Larrionda (Uruguay)

Serbien wird Weltmeister. Sagt zumindest Dejan Stankovic. Aber der ist bekanntlich Serbe. Also wird Serbien nicht unbedingt Weltmeister. Aber zumindest Gruppensieger wollen die Serben jetzt werden, nach ihrem Sieg über Deutschland, der innerhalb des Teams eine Konfetti-Bombe aus Selbstbewusstsein und Nationalstolz detonieren ließ. Plötzlich sind auch die Serben wieder wer. Und alles, was gegen Ghana noch schlecht war, ist nun wieder gut. Chelseas Branislav Ivanovic ist einer der besten Außenverteidiger der Welt, Milos Krasic der legitime Nachfolger von Vladimir Jugovic, und Nikola Zigic, ohnehin der Riese der Mannschaft, könnte im Schwimmbad jetzt im Stehen problemlos in ein Dreimeterbrett beißen. Der neue Glaube in die eigene Stärke müsste eigentlich reichen, um eine australische Mannschaft zu besiegen, die ohnehin in Gedanken schon wieder in ihrer eigenen Hemisphäre ist und gar nicht mehr weiß, wo ihre Stärke eigentlich liegt. Hinten regnet es Tore, und vorne ist es windstill. Die Australier rennen ihrem eigenen Mythos von 2006 hinterher, waren aber selbst zu langsam, um erschöpfte Ghanaer ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Immerhin kehrt Tim Cahill nach seiner Rotsperre aus dem Auftaktspiel gegen Deutschland zurück in die Startelf. Für die Socceroos kann es trotzdem nur noch darum gehen, sich anständig aus dem Turnier zu verabschieden und zu hoffen, dass sich die Serben an ihrer neuen Großmannssucht verschlucken.

SLOWENIEN – ENGLAND

Gruppe C, Nelson-Mandela-Bay-Stadion, Port Elizabeth, 16.00 Uhr, live bei ARD und Sky, Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)

Es war der Gang des reumütigen Sünders, den Englands früherer Kapitän John Terry antrat. Er habe niemanden verärgern wollen, sagte er vor versammelter Presse. „Meuterei!“ hatte die britische „Daily Mail“ tags zuvor noch getitelt. Hintergrund: Terry hatte sich vehement für einen Einsatz von Flügelspieler Joe Cole ausgesprochen. Der sei neben Wayne Rooney der Einzige, der eine Abwehr aufreißen könne, sagte Terry. Einen Eklat wie bei den Franzosen wendeten die „Three Lions“ gerade noch ab. Trotz einer öffentlichen Abmahnung von Terry durch Trainer Capello wird Cole wohl nun doch für Emile Heskey auflaufen. Nach zwei absurd lahmen Auftritten kann es für die Engländer eigentlich auch nur besser werden. Oder genau so schlecht bleiben.

Und während alle Welt über die schwachen Engländer diskutiert, hat sich die Auswahl Sloweniens, die viele vorher als schwächsten Gruppenteilnehmer ausgemacht hatten, klammheimlich mit einem Sieg und einem Unentschieden in die beste Ausgangsposition geschossen. Die Slowenen haben den doppelten Vorteil, dass sie weder eine Causa Cole mit sich herumschleppen noch zwangsläufig gewinnen müssen. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.

USA – ALGERIEN

Gruppe C, Loftus-Versfeld-Stadion, Pretoria, 16.00 Uhr, live bei Einsfestival und Sky, Schiedsrichter: Frank De Bleeckere (Belgien)

Die Auftritte der US-Auswahl in Südafrika sollen eine unerwartete Euphorie in der Heimat ausgelöst haben. Das jedenfalls berichtet die Fifa auf ihrer Website. Zwölf Millionen Amerikaner hätten das 1:1 gegen England vor dem Fernseher verfolgt, bei der Partie gegen die Slowenen sei diese Zahl noch übertroffen worden. Dabei fällt die Zwischenbilanz mit nur zwei Punkten etwas ernüchternd aus. Doch die Aufholjagd gegen Slowenien nach 0:2-Rückstand hat nicht nur die amerikanischen Zuschauer fasziniert. Noch Tage später rätselten die Fans, warum Edus Siegtreffer nicht zählte. Nun will die Mannschaft von Bob Bradley mit ihrem ersten WM-Sieg seit 2002 ins Achtelfinale einziehen.

Gleiches hat auch Algerien vor – obwohl die Nordafrikaner um die Bundesligaprofis Yahia, Ziani und Matmour noch den Beweis schuldig sind, dass sie ins Tor treffen können. Vielleicht macht es ja wieder Abwehrchef Anthar Yahia (VfL Bochum), der sein Land schon gegen Ägypten zur WM schoss. Der bisherigen Torflaute zum Trotz haben es die Algerier noch selbst in der Hand. Erzürnte algerische Fans, die mit Geldscheinen wedeln wie 1982 nach der schandvollen deutsch-österreichischen Koproduktion von Gijon, werden wir diesmal nicht sehen.

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