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Guter Jahrgang. Aus der Ajax-Jugend sind de Jong (hinten, 1. v. l.), Heitinga (3. v. r.), Sneijder (vorne, 1. v. l.) und van de Vaart (3. v. r.) im WM-Finale mit Holland dabei.

© IMAGO

WM-Finale: Holland gegen Spanien oder Ajax gegen Barça

Das Endspiel in Soccer-City ist auch ein Duell der Jugendakademien, denn elf Holländer wurden in Amsterdam, neun Spanier in Barcelona ausgebildet. Wer gewinnt die Klub-WM?

Mit dem Begriff der „Blockbildung“ sollte man ja eher vorsichtig umgehen. So gibt es tatsächlich Menschen, die in der deutschen Nationalmannschaft von einem Bayern-Block sprechen, nur weil sechs von 23 Spielern (Badstuber, Lahm, Kroos, Schweinsteiger, Trochowski und Müller) beim deutschen Rekordmeister ausgebildet wurden.

Betrachtet man die aktuellen WM-Finalisten, dann ist das eine geradezu lachhafte Quote. Ajax Amsterdam etwa hat elf Spieler im Kader der Niederländer ausgebildet (namentlich: Boschker, Stekelenburg, Boulahrouz, Heitinga, van der Wiel, Ooijer, de Jong, Sneijder, van der Vaart, Babel und Elia). Oder mit der Ausbeute des FC Barcelona: Die Katalanen haben neun aktuelle spanische Nationalspiele fußballerisch herangezogen (Valdés, Reina, Piqué, Puyol, Iniesta, Xavi, Fabregas, Busquets und Pedro).

Damit ist das WM-Finale auch das Duell zweier Fußball-Schulen, die jedoch mehr eint als entzweit. Bei beiden Vereinen lernen die Jugendspieler von Kindesbeinen an eine Spielweise, die man durchaus als Vereinsphilosophie bezeichnen kann – ein weiterer Begriff, mit dem man vorsichtig verfahren sollte. Doch die ballbasierte, technische und taktische Grundausbildung bei Ajax und Barça rechtfertigt die Verwendung.

Da sich beide Jugendakademien sehr in ihren Vorstellungen von modernem Offensivfußball ähneln, findet seit Johann Cruyffs Wechsel von Amsterdam nach Barcelona 1973 ein reger Austausch zwischen beiden Vereinen statt. Cruyff brachte als Spieler nicht nur Amsterdams Spielkultur nach Barcelona, sondern als Trainer reihenweise Ajax-Schüler. Akteure wie Koeman, später die Zwillinge de Boer, Kluivert oder Overmars fanden sich in Spanien gut zurecht, ebenso wie die Katalanen Gabri, Roger und Oleguer in Holland.

Wobei der Spielerfluss meist von Amsterdam nach Barcelona rieselte, selten umgekehrt. Denn während der Weltklub Barcelona seine eigenen Talente halten kann oder sie zurückholt, wie Piqué und demnächst wohl Fabregas aus England, ist Ajax von jeher ein Ausbildungsverein für andere Vereine. Von den elf WM-Fahrern mit Amsterdamer Vergangenheit spielen nur noch zwei bei Ajax – Stekelenburg und van der Wiel, die beide bereits von anderen Vereinen umworben werden.

Doch die nächste Generation zukünftiger WM-Fahrer steht schon in Ajax’ Jugendabteilung bereit – nicht nur für die Niederlande. Südafrikas einziger Starspieler Steven Pienaar und Dänemarks 18-jähriges Talent Christian Eriksen lernten vor der WM bei Ajax ihr Handwerk. Und auch Barcelona kann sich rühmen, mit Lionel Messi einen nicht ganz unwichtigen Spieler für Argentinien ausgebildet zu haben. Doch am Sonntag werden elf Amsterdamer und neun Katalanen unter sich ausmachen, wer in der Jugend am meisten gelernt hat.

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