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WM-Qualifikation: Rehhagels Wagenburg rollt nach Südafrika

Irgendwann steht Otto Rehhagel immer wieder auf den Füßen. Das war auch an diesem Abend in Donezk so. Seine Spieler warfen ihn im Mittelkreis in die Luft und fingen ihn sanft auf. 1:0 hatten Rehhagels Griechen in der Ukraine gewonnen.

Berlin - Das bedeutete für den Deutschen seine erste Qualifikation zu einer WM, die zweite der Griechen, deren Nationaltrainer er seit 2001 ist. „Ich bin jetzt achteinhalb Jahre hier, allein das ist ein Wunder“, sagte Rehhagel gelassen.

Während seine Spieler die Kabine in ein Spaßbad verwandelten und mit Wasserflaschen herumspritzten, blieb ihr Chef ruhig. Champagner hatte er verboten, man flog noch in der Nacht zurück nach Athen. Nach dem Triumph gönnte es sich Rehhagel sogar, einen Hauch von Kritik am defensiven Stil seines Teams zuzulassen: „Da haben Sie recht, aber ich habe nun mal keinen Messi oder Xavi.“

Rehhagels Vertrag läuft bis zum Ende der WM. Der 71-Jährige genießt es, dass sich alle wieder einmal in ihm geirrt haben. Selbst als Medien und Fans seine Ablösung forderten, wich er nicht von seiner Linie ab. „Es wurde schon immer viel Unsinn über mich geschrieben. Wir haben immer mit drei Spitzen gespielt“, sagte er. Lange zehrte er in Griechenland vom Glanz des EM-Titels 2004, seitdem scheiterte er aber in der WM-Qualifikation 2006, bei der EM 2008 ging seine Mannschaft unter.

In Griechenland ist es Rehhagel gelungen, eine verschworene Gemeinschaft zu bilden. Er vertraut älteren Spielern, ignorierte umstrittene Vereinsbosse und versperrte dem Nachwuchs den Weg ins Nationalteam. Diese Wagenburgmentalität trieb Rehhagel vor dem Duell mit der Ukraine auf die Spitze. Seine Spieler müssten sich „in jeden Schuss werfen“ und „aufopferungsvoll kämpfen“, hatte er gefordert. Es klang fast so wie damals beim 1. FC Kaiserslautern, als er die Pfälzer darauf einschwor, sich gegen die Welt da draußen aufzulehnen, die ihnen alles nehmen wolle, was sie lieben.

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