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Sport: Fußball zum Frühstück

Belgrad ist das Darmstädter Trauma. Als die deutsche Nationalmannschaft 1976 im Halbfinale der Europameisterschaft gegen Jugoslawien 1:2 hinten lag, wechselte Bundestrainer Helmut Schön einen gewissen Dieter Müller ein.

Belgrad ist das Darmstädter Trauma. Als die deutsche Nationalmannschaft 1976 im Halbfinale der Europameisterschaft gegen Jugoslawien 1:2 hinten lag, wechselte Bundestrainer Helmut Schön einen gewissen Dieter Müller ein. Ein Glücksgriff. Müller schoss das Team in Belgrad durch zwei Tore ins EM-Finale, und auf den Straßen feierten die Menschen den neuen Fußballhelden. Nur in Darmstadt blieb es ruhig. Müller ist Offenbacher.

Die Fußballfans in dieser Region führen schon lange eine gepflegte Feindschaft, seit Jahren kommt es beim Derby zwischen Kickers Offenbach und Darmstadt 98 zu Ausschreitungen. Am Sonntag treffen die beiden Klubs in der Regionalliga Süd wieder aufeinander: Um 11 Uhr, aus Sicherheitsgründen. Die Abneigung unter den Fans ist enorm, das hat Müller neulich erst spüren müssen, als er auf der Tribüne des Darmstädter Stadions saß. „Die Leute dort haben mich beschimpft, die ganze Zeit“, sagt Müller. „Ich bin zur Halbzeit gegangen.“ Seit zwei Jahren ist Dieter Müller der Präsident bei den Kickers.

Vor einigen Wochen sah es für die Kickers nicht schlecht aus. Da stand der Klub dicht vor dem Aufstieg ins Profigeschäft und der Hessische Rundfunk beschloss, das Spiel am Sonntag live im Fernsehen zu übertragen. „Offenbach und Darmstadt bringen gute Quoten“, sagt Werner Damm, Sportredakteur des Hessischen Rundfunks. „Ginge es am Sonntag um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga, dann würden bis zu 200 000 Menschen einschalten.“ Auf den Bieberer Berg wären 20 000 gekommen.

Darmstadt dümpelt im Mittelfeld herum, und bei den Kickers rechnen sie nicht mit dem Aufstieg. „Die sportliche Brisanz ist raus“, sagt Offenbachs Vizepräsident Thomas Kalt. „Das ist jetzt Frühstücksfußball.“ Andrè Görke

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