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Fußballer des Jahres: Mario Gomez - König von Fußballdeutschland

Der Stuttgarter Mario Gomez ist Spieler des Jahres, auch sein Trainer Veh und Birgit Prinz wurden geehrt.

Neulich saß Mario Gomez in einem gelben Oldtimer im neuen Daimler-Museum direkt gegenüber der Klubzentrale des VfB Stuttgart und posierte für ein Foto. Er strich ehrfürchtig über den Lack und staunte, als ihn Museumsdirektor Michael Bock über die Geschichte des Cabriolets aufklärte. Der 22 Jahre alte Deutsch-Spanier saß im Auto, das einst dem „König von Afghanistan“ gehörte. Um ihn herum standen Touristen aus den USA und rätselten, wer denn der junge Mann sein könnte, der Mittelpunkt des Fotoshootings war. „Das muss jemand Berühmtes sein“, sagte eine Besucherin aus Übersee. Nun ist der 22 Jahre alte Gomez so etwas wie der „König von Deutschland“, der der Fußballspieler auf alle Fälle und vielleicht hören die Menschen jetzt auch in den USA mehr von ihm, wenn David Beckham nicht alle Schlagzeilen beherrscht. Immerhin steht Gomez nun in der langen Liste, in der auch Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Gerd Müller und andere Größen des deutschen Fußballs stehen. Gomez wurde von deutschen Sportjournalisten vor dem Bremer Diego zum „Fußballer des Jahres“ gewählt. Der Ausgezeichnete bekundete Stolz und Dankbarkeit und kündigt an: „Ich werde alles tun, um das zu wiederholen.“

Gomez ist längst zu einer Art Symbolfigur der Schwaben geworden. Wenige Wochen vor der Wahl lehnte er ein lukratives Fünfjahresangebot von Juventus Turin ab. Dort hätte er vier Millionen Euro pro Saison verdienen können, insgesamt 20 Millionen Euro – netto. Gomez stockte lieber in Stuttgart auf – von 2011 bis 2012. Dazu riet ihm auch sein Berater Uli Ferber, seit 20 Jahren Mitglied des VfB, Ehemann von Schlagersängerin Andrea Berg und Berater zahlreicher VfB-Talente. Im Jahr vor der EM 2008 in der Schweiz und Österreich wollte der Nationalspieler Gomez lieber in Deutschland bleiben. Zudem befanden er, Ferber und der „Trainer des Jahres“ Armin Veh, der Wechsel ins Ausland käme zu früh. Umso glücklicher ist man beim VfB über die Entscheidung.

Allein Gomez’ Leistung in der vergangenen Saison zeigt, wie wertvoll der Stürmer wurde. Im März verletzte sich Gomez gegen Wolfsburg am Innenband und hieb verärgert auf eine Metallkiste, was auch noch einen Handbruch zur Folge hatte. Am 12. Mai spielte Gomez wieder, nicht ganz fit, aber als Motivator unentbehrlich. Gomez schoss beim 3:2 in Bochum ein Tor. Der entscheidende Schritt des VfB zum Titel.

Nun sind die Erwartungen gestiegen und Veh bat Gomez, weniger PR- und Pressetermine wahrzunehmen. Er wollte, dass sich Gomez konzentriert und die gestiegene Erwartungshaltung nicht zu einer zu großen Last wird. Der Mann braucht Freiräume; jede Woche fährt er heim nach Riedlingen und Unlingen ins Donautal, wo Eltern, Freundin und Freunde wohnen. Er steht fast jeden Sonntag auf irgendeinem der Amateurplätze in Oberschwaben und schaut seinen Kumpels von damals zu. „Ich verehre meine Eltern und brauche die Zeit daheim“, sagt er, denn: „Wenn man jetzt irgendwo ist, erkennen einen die Leute doch eher, vor allem die Kids.“ Künftig womöglich nicht nur in Deutschland.

Welchen Beweis hätte es für den gestiegenen Stellenwert von Armin Veh geben können als diesen? Noch vor der vergangenen Saison galt er als zu weich für die Bundesliga. Mit seinem Rücktritt als Trainer von Hansa Rostock hatte er seine Karriere einst selbst eingebremst, so wunderte es nicht, dass er als Nachfolger Giovanni Trapattonis beim VfB nur als Übergangslösung galt. Doch gemeinsam mit Teammanager Horst Held krempelte der 46-Jährige das Team komplett um und setzte auf kombinationsfreudigen Offensivfußball. Am Ende stand der Titelgewinn. Und die Wahl zum Trainer des Jahres. „Großer Dank gebührt auch meinen Trainerkollegen, die mich in der täglichen Arbeit unterstützen, und natürlich auch meinen Spielern“, sagt Veh. Er hat nun noch einen Titel zu verteidigen.

Am deutlichsten fiel die Wahl bei den Frauen aus: Birgit Prinz vom Deutschen Meister 1. FFC Frankfurt setzte sich mit 398 Stimmen vor ihrer Mannschaftskollegin Renate Lingor (85) durch, die Nummer drei bei der Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2006. Die 29 Jahre alte Stürmerin Prinz erzielte in 164 Länderspielen 108 Tore, vergangene Woche beim 5:0-Sieg gegen Tschechien traf sie zweimal. In der abgelaufenen Saison wurde sie mit 28 Treffern erstmals seit 2001 wieder Bundesliga-Torschützenkönigin - und wurde nun zum siebten Mal in Folge Fußballerin des Jahres. Bei der WM im September in China will sie mithelfen, den Titel erfolgreich zu verteidigen. Birgit Prinz profitierte bei der Sportlerwahl wohl auch von ihrer Popularität: Sie ist nach wie vor die mit Abstand bekannteste deutsche Fußballerin, viele ihrer Kolleginnen dürften den wählenden Journalisten kaum ein Begriff sein.

Mitarbeit: Helen Ruwald

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