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Sport: Fußballer-Memoiren: Das Leben des Stefan E.

Der Termin war wohl gewählt. Knapp zwei Wochen sind es noch bis zur Frankfurter Buchmesse, der weltweit wichtigsten Veranstaltung der Branche.

Der Termin war wohl gewählt. Knapp zwei Wochen sind es noch bis zur Frankfurter Buchmesse, der weltweit wichtigsten Veranstaltung der Branche. Da löst auch eine scheinbar nebensächliche Bemerkung in einem Zeitungsinterview schon ein mittleres Erdbeben aus. Habt ihr schon gehört: Er will jetzt seine Memoiren schreiben. Vermutlich sind die Literaturagenten schon mit riesigen Koffern voller Geld nach München unterwegs, von Vorschüssen in Millionenhöhe munkeln Kenner der Szene. Und das für ein Buch, das erst noch geschrieben werden muss. Bisher liegt nicht mehr vor als die öffentliche Absichtserklärung des Autors. Veröffentlichungstermin? Noch unbekannt.

Die Lebensgeschichte schreit geradezu nach literarischer Verarbeitung: Junge aus einfachen Verhältnissen (Vater Maurer) träumt von großer Karriere (in Bayern-Bettwäsche), entflieht der Enge seines proletarischen Elternhauses, kämpft gegen die versammelten Widerstände, die ihm, dem Emporkömmling aus dem Arbeiterviertel, entgegenschlagen: von seinen Vorgesetzten (Hans-Hubert V.), von der Öffentlichkeit ("Das ist voll der Scheißtyp"), der Klassenjustiz im Dienst der gehobenen Kreise (diverse Anklagen wegen Körperverletzung). Er würde selbst so gerne dazugehören. Am Ende hat er es geschafft, steht auf dem Rathausbalkon in München und lässt sich mit dem Europapokal von den Massen feiern.

Stefan Effenberg will also seine Memoiren schreiben. Dass er an guten Tagen ein begnadeter Fußballer ist, bestreitet niemand. Ob er auch über schriftstellerische Qualitäten verfügt, ist nicht bekannt. Vielleicht hat er seiner Frau Martina früher Liebesbriefe geschrieben. Aber Effenberg treibt ohnehin nicht die Aussicht auf literarischen Ruhm; er glaubt, noch etwas klarstellen zu müssen. Das mit dem Scheißtyp zum Beispiel, für den ihn die Öffentlichkeit nach eigener Einschätzung hält - natürlich nur, weil von ihm mit böswilliger Konsequenz immer nur das Schlechte berichtet wurde. Effenberg sollte sein Buch "Verfolgte Unschuld" nennen.

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