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Sport: Fußballspiele und Fußballtrainer werden im Lottoladen und im Internet gehandelt

Michael Skibbe ist der erste Fußball-Trainer, der in der Bundesliga-Saison 1999/2000 seinen Hut nehmen muß. So sehen es jedenfalls die Wetter des österreichischen Buchmachers Intertops.

Michael Skibbe ist der erste Fußball-Trainer, der in der Bundesliga-Saison 1999/2000 seinen Hut nehmen muß. So sehen es jedenfalls die Wetter des österreichischen Buchmachers Intertops. Denn "Geld kommt im Moment nur auf ihn", sagt Detlef Train, Chef des Unternehmens, das seit Jahren die eher skurrile Wette anbietet, welcher Bundesliga-Coach in dieser Saison als erster gefeuert wird.

Dabei ist der Dortmunder in der einschlägigen Rangliste nur die Nummer drei zum Kurs von 65:10, als Favorit wird der Schalker Huub Stevens zur Quote von 40:10 notiert vor Ralf Rangnick (VfB Stuttgart/50:10). Train: "Vielleicht haben die Wetter die bessere Nase."

Der Wettmarkt auf die Trainerentlassung ist nur einer unter vielen, der zu Beginn einer jeden Saison offeriert wird. Und er dokumentiert deutlich den Boom, den die Branche in den letzten Jahren erfasst hat. Das haben inzwischen auf die staatlichen Lotto-Einnehmer gemerkt.

Nachdem über Jahre hinweg das Wettgeschäft auf Fußballspiele ausschließlich über ausländische Kanäle oder illegal abgewickelt wurde, ist es zumindest in Bayern seit einem Jahr mit dem Titel "Oddset" auch offiziell und legal in den Lottoannahmestellen zu tätigen. Obgleich dort nur mehrere Spiele "en bloc" und nicht einzelne Ergebnisse gesetzt werden können, gab es Umsätze von rund drei Millionen Mark pro Woche. Andere Bundesländer werden folgen, Hamburg hat "Oddset" bereits eingeführt, Nordrhein-Westfalen steigt im Jahre 2000 ein.

Der staatliche Vorstoß lässt die ausländischen Buchmacher vorerst noch kalt. Detlef Train hat nur "marginale Umsatzeinbußen" festgestellt: "Die Leute, die dort einsteigen, waren sowieso latent interessiert. Wir haben sie nie erreicht, deshalb wetten sie jetzt im Lottoladen um die Ecke."

Das Geschäft der professionellen Wetteinnehmer verlagert sich auf andere Gebiete: Das Internet wird zur bevorzugten Einnahmequellen. Kunden aus Ländern wie Malaysia oder Neuseeland tätigen hohe Einsätze auf deutsche Kicker, die Mark des Normalkunden spielt längst nicht mehr die Rolle der Vergangenheit. Jeder Computer wird zum Wettbüro, die Umsätze steigen unverändert in die Höhe, längst sind Fußballwetten zu einem weltweiten Millionengeschäft geworden.

Und in diesem Jahr kommt das Geld nicht mehr in gewohnten Summen auf Bayern München. Train: "Jahr für Jahr hatten wir sie auf 18:10 auf Meister stehen, haben riesige Wetten angenommen und mussten auszahlen. Diesmal bieten wir sie für nur 16:10 an und entscheiden sich die Kunden eher für Leverkusen oder Dortmund." Selbst, wenn dessen Trainer sich schon früh verabschieden sollte.

Daniel Delius

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