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Sport: Ganz nach Protokoll

Beim Rennen in England vollzieht Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher zum 80. Mal sein Jubelritual

Er mag der Schnellste sein, der Kreativste ist er nicht. 80 Rennen hat Michael Schumacher bislang in der Formel 1 gewonnen, und jedesmal vollführt er danach die gleiche Zeremonie. Das war auch gestern beim Grand Prix von England in Silverstone nicht anders, den er vor dem McLaren-Piloten Kimi Räikkönen und seinem Ferrari-Teamkollegen Rubens Barrichello gewann. Zum zehnten Mal im elften Rennen der Saison lautete die Tagesordnung: 1. Bei der Zieldurchfahrt Faust recken. 2. Aussteigen und dem Technischen Direktor Ross Brawn um den Hals fallen. 3. Aufs Podest steigen, Daumen nach oben recken und in die Luft springen. 4. Mütze ab für die deutsche Nationalhymne, dirigieren bei der italienischen. 5. Nur Ferrari-Mitarbeiter mit Sekt duschen, andere Fahrer ignorieren. 6. Bei der Pressekonferenz überrascht vom eigenen Sieg sein.

Dabei hatte es anfangs so ausgesehen, als ob den Zuschauern dieses Ritual diesmal vorenthalten bleiben sollte. Trainingsschnellster war Räikkönen im neuen McLaren-Mercedes gewesen, und er nutzte diesen Vorteil am Start auch aus. Schon nach einer halben Runde klaffte eine Lücke zwischen dem Finnen und dem Ferrari von Barrichello. Es folgten Jenson Button im BAR-Honda und Schumacher. Als Räikkönen bereits nach elf, Schumacher aber erst nach 15 Runden zum Nachtanken an die Box kamen, war jedoch klar, dass sich die Voraussage des früheren Weltmeisters Niki Lauda bewahrheiten würde: „Diesmal wird Michael mit einem Stopp weniger fahren als die anderen – und trotzdem gewinnen.“ Eine Woche nach dem Vier-Stopp-Sieg von Frankreich setzte der sechsmalige Weltmeister im Gegensatz zu den meisten anderen Piloten nicht auf drei, sondern nur auf zwei Stopps. Und lag wieder richtig.

Dabei half ihm ein bisschen, dass Räikkönen nach seinem ersten Boxenstopp von langsameren Autos aufgehalten wurde. „Da habe ich viel Zeit verloren, sonst wäre ich in Führung geblieben“, sagte der Finne. So aber konnte Schumacher die Führung übernehmen, die er nicht mehr abgab. Auch ein Unfall von Jarno Trulli in der 41. Runde und die folgende Safety-Car-Phase, die Schumachers Konkurrenten zu ihrem dritten Boxenstopp nutzten, konnten den Weltmeister nicht mehr in Gefahr bringen. Trulli hatte wahrscheinlich wegen eines Bruchs der Hinterradaufhängung bei Tempo 250 die Kontrolle über seinen Renault verloren und sich mehrfach überschlagen. Er kletterte aber unverletzt aus dem völlig zerstörten Wrack. Beim Neustart fünf Runden später hatte Schumacher Glück, dass zwei Überrundete zwischen ihm und Räikkönen lagen. So konnte der Finne den Vorteil seiner schneller auf Temperatur kommenden Reifen nicht ausnutzen und den Weltmeister im einzigen Moment, in dem er vielleicht eine Chance gehabt hätte, nicht angreifen. „Wenn Kimi direkt hinter mir gewesen wäre, hätte ich ein Problem bekommen“, gab Schumacher zu.

Norbert Haug war entsprechend glücklich. „Ferrari war schon mal Lichtjahre weg, jetzt sind es noch Zehntel“, sagte der Mercedes-Sportchef. „Das ist eine tolle Belohnung für das Team, das unglaublich hart gearbeitet hat.“ Auch BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen machte dem Konkurrenten Komplimente: „Das war eine starke Leistung von McLaren-Mercedes.“ Mit der Vorstellung seines eigenen Teams konnte er nicht zufrieden sein. Juan Pablo Montoya kam als Fünfter immerhin in die Punkte, Marc Gené wurde aber nach einem unauffälligen Rennen nur Zwölfter.

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