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Sport: Gas geben und gleichzeitig bremsen

Hertha BSC kann sich nicht in Ruhe auf die neue Saison vorbereiten – die Finanzen bestimmen den Terminplan

Von Klaus Rocca

Berlin. Huub Stevens stand im Presseraum des Ernst-Abbe-Stadions von Jena der Schweiß auf der Stirn. „Diese Hitze“, stöhnte er. Keine sichtbare Freude über den 2:1-Sieg gegen den Meister aus Dortmund und damit den Einzug ins heutige Finale des Ligapokals gegen seinen ehemaligen Klub FC Schalke 04, der Neuauflage des letztjährigen Endspiels. Nicht nur die Hitze bereitete dem Trainer von Hertha BSC Probleme. „Ich habe Sorgen, weil uns in den nächsten Tagen enorme Strapazen bevorstehen“, gestand er. Ehe für den Fußball-Bundesligisten am 9. August, dann wieder gegen den Meister, der Startschuss in die Saison fällt, sind die Spieler in Ligapokal und Freundschaftsspielen enorm gefordert (siehe grauen Kasten unten).

Nun hat Stevens den vorsaisonalen Terminplan gemeinsam mit Manager Dieter Hoeneß erstellt. „Da wussten wir allerdings noch nicht, dass wir wieder bis ins Ligapokal-Finale kommen und dass unser erstes Bundesligaspiel auf Freitag vorgezogen wird“, sagt Stevens. Dieter Hoeneß spricht gar von einem „guten Rhythmus“. Auch habe man einen so großen Kader, dass man ausreichend Alternativen habe und die Belastungen für den einzelnen Spieler vertretbar seien. Hoeneß: „Wir müssen ja in Genua nicht mit der 1A-Besetzung antreten und nicht in jedem Spiel hundertprozentig Gas geben.“ Ob darüber die Gastgeber glücklich sind, sei dahingestellt. In Eindhoven, bei seinem früheren Verein, wird Stevens sicher nicht mit einer besseren Reserve antreten wollen.

Natürlich ist alles auch eine Frage der Finanzen. Im Ligapokal hat Hertha jetzt schon 890 000 Euro sicher, im Falle des neuerlichen Cupsieges wären es sogar 1,270 Millionen. Und die Gastspiele in Genua und Eindhoven werden auch nicht schlecht bezahlt.

„Da haben eben die Interessen des Vereins Vorrang“, meint Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher, dem deutlich anzusehen ist, dass ihm die starken physischen Belastungen der Spieler Sorgen bereiten, ohne dass er das explizit sagt. „Da müssen ihnen reichlich Mineralstoffe zugeführt werden, um den Körperhaushalt stabil zu halten“, sagt er nur. Dass auch die Verletzungsgefahr mit zusätzlichen Belastungen steigt, sagt er nicht.

Schon Jürgen Röber hat bemängelt, dass im Ligapokal maximal drei Spieler ausgewechselt werden dürfen. In den Freundschaftsspielen wird Stevens nicht nur auf den einen oder anderen Reservisten zurückgreifen, sondern auch auf Spieler, die sonst ihre Praxis bei den Amateuren bekommen. Wobei am Wochenende allerdings auch die Oberliga startet, Hertha beim Köpenicker SC antritt. Von den Rekonvaleszenten wird wohl schon in Bochum Michael Preetz wieder dabei sein, Luizao steht auf dem Sprung. Dennoch – Stevens wird in den nächsten Tagen noch öfter der Schweiß auf der Stirn stehen. Auch wenn es kühler werden soll.

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