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Sport: Gefühlter Rückstand

Der Letzte Duisburg findet sich gar nicht so schlecht

Die Szenerie in den Katakomben illustrierte das Befinden beim MSV Duisburg. Die Fußballprofis verließen wortlos den Unglücksort, in der Annahme, es sei ihnen noch immer untersagt, über ihre prekäre Lage zu sprechen. Derweil erklärte Vereinspräsident Walter Hellmich vor einer Fernsehkamera das von ihm verfügte Redeverbot für aufgehoben – allerdings ohne die Spieler vorher davon in Kenntnis zu setzen. Vielleicht war es ihnen aber auch ganz recht so. Den meisten Profis wäre es sicher schwergefallen, ihre sportliche Spätherbstdepression in Worte zu fassen und dabei auch noch halbwegs zuversichtlich zu wirken.

Das Ergebnis sprach für sich, zumal im Kontext einer ganzen Serie, an deren Ende der MSV auf dem letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga angekommen ist. Zahlen sagen in diesem Fall mehr als tausend Worte, auch nach neunzehn Tagen des Schweigens. Duisburg hat die meisten Spiele verloren, die wenigsten Punkte geholt, die wenigsten Tore geschossen und vor allem dort versagt, wo Außenseiter das Fundament für den Klassenverbleib zu legen pflegen: in den Heimspielen. Schlechter kann eine Halbjahresbilanz kaum ausfallen.

Die schmucke MSV-Arena hat sich im ersten Halbjahr für auswärtige Mannschaften als angenehmer Aufenthaltsort erwiesen. Wer solide verteidigt und ab und zu einen halbwegs intelligenten Vorstoß gewagt hat wie jüngst die Frankfurter bei ihrem 1:0, der hatte in Duisburg nichts zu befürchten. Gegen die Eintracht erlitt der MSV im neunten Spiel die siebte Heimniederlage – und eine buchstäblich besonders schmerzliche dazu.

Stürmer Manasseh Ishiaku, der nur zu Beginn der Saison torgefährlich wirkte, schied wegen einer Blessur früh aus; ihm folgten die Verteidiger Fernando Santos und Tobias Willi. Santos erlitt einen Bruch des Jochbeins und des Kiefers, für ihn ist der Abstiegskampf in dieser Saison vermutlich beendet. Seine stärkste Elf konnte Trainer Rudi Bommer wegen großen Verletzungspechs in der ersten Serie viel zu selten aufbieten, um für schlechte Zeiten vorzusorgen.

Im letzten Spiel der Hinrunde brachten die Duisburger während der gesamten 90 Minuten nicht eine einzige Torchance zustande. Der Abstand zum angestrebten 15. Platz ist auf vier Punkte gewachsen. Für Präsident Hellmich ist der gefühlte Rückstand weniger groß. „Wir sind ja nicht untergegangen in dieser ersten Liga“, sagt er. Getrieben von einem Allmachtsanspruch versucht Hellmich, Zuversicht zu verbreiten. Entgegen früheren Absichten scheint er geneigt, nochmals zu investieren, vor allem in den Sturm. Dem Trainer sprach Hellmich abermals das Vertrauen aus: „In der Trainerfrage habe ich mich klar positioniert, das ist nicht das Thema.“

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