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Die richtige Bank kennt er schon mal. Herthas neuer Trainer Jos Luhukay war in dieser Saison im November mit dem FC Augsburg in Berlin. Foto: dpa

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Sport: Gelandet in Berlin

Mit Trainer Jos Luhukay verpflichtet Hertha jemanden, der Bundesligatauglichkeit nachgewiesen hat.

Berlin - Mit dem Urlaub ist das so eine Sache bei Hertha BSC. Trainer Otto Rehhagel wäre gern schon längst unterwegs in die Ferien, nun muss auch er wegen des Einspruchs gegen die Wertung des Relegationsspiels bleiben und warten, was das Sportgericht des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) am Freitag in dieser Angelegenheit entscheiden wird.

Auch Jos Luhukay wollte sich nach seinem freiwilligen Aus beim FC Augsburg zurückziehen. Doch in den vergangenen Tagen kam die Offerte aus Berlin. Trotz zweier weiterer Anfragen aus dem In- und Ausland entschied sich der Niederländer, nach Berlin zu kommen. Am Donnerstagvormittag landete der 48 Jahre alte Luhukay am Flughafen Berlin-Tegel und unterschrieb einen Zweijahresvertrag.

„Ich freue mich auf die extrem reizvolle Aufgabe bei Hertha BSC und in Berlin“, ließ er mitteilen. „ Ich habe meine Zusage deshalb ganz bewusst für beide Ligen gegeben.“ Aufgrund der wegen des Einspruchs ungeklärten Abstiegssituation bleibt ihm auch nichts anderes übrig.

Herthas Manager Michael Preetz hatte schon vor einigen Tagen Erkundigungen eingeholt bei Andreas Rettig, der als Manager in Augsburg und zuvor in Köln mit Luhukay zusammenarbeitete. Rettig weiß nur Positives zu berichten, zum neuen Trainer „kann ich Hertha nur gratulieren“, sagte er dem Tagesspiegel: „Jos war ein Glücksfall für Augsburg.“ Er sei ein kompetenter Trainer, „der stets loyal zum Verein ist und ein Wir-Gefühl entwickelt“. Rettig selbst wird zum 1. Januar als Geschäftsführer zur Deutschen Fußball-Liga (DFL) wechseln.

Beim FC Augsburg, den Luhukay überraschend zum Klassenerhalt geführt hatte, war er nach Saisonende von seinem noch bis 2013 laufenden Vertrag zurückgetreten. Hintergrund sollen Spannungen mit der Vereinsführung gewesen sein. Demnach soll der Klub ohne Absprache Manager Manfred Paula als Rettigs Nachfolger installiert und die Vertragsverhandlungen mit Luhukays Assistenten verzögert haben. Sein Nachfolger in Augsburg wird Markus Weinzierl, der gerade mit Jahn Regensburg in die Zweite Liga aufgestiegen ist.

Der in Venlo lebende Luhukay begann seine Cheftrainerkarriere im Profibereich beim SC Paderborn. Dort trat er ebenfalls wegen Spannungen mit der Klubführung zurück. Nachdem er mit Borussia Mönchengladbach abgestiegen war, führte er die Mannschaft direkt zurück in die Bundesliga, musste dann aber nach den ersten sieben Spielen der neuen Saison gehen.

Kenner beschreiben ihn als einen Trainer, der auf eine offensive Ausrichtung mit vielen spielerischen Elementen setzt, auch wenn er in Augsburg die kämpferische Komponente nicht vernachlässigte. Dabei agiert er sehr variabel, was das System und Aufstellungen angeht. Er gilt als freundlich und umgänglich, kann jedoch gegenüber seiner Mannschaft seine Vorstellungen klar durchsetzen. In Augsburg sortierte er den Aufstiegshelden Michael Thurk aus, in Mönchengladbach tat er das Gleiche mit Sascha Rösler und Alexander Voigt.

Allerdings ruft die Personalie Luhukay beim Anhang der Blau-Weißen ein geteiltes Echo hervor, wie gestern in diversen Foren nachzulesen war. Hintergrund könnte die Hoffnung gewesen sein, doch noch Ralf Rangnick als Trainer verpflichten zu können. Zahlreiche Fans, Mitglieder und Anhänger des Vereins hätten in Rangnick den größeren Wurf gesehen. Der frühere Trainer von der TSG Hoffenheim und Schalke 04, der im vergangenen September wegen eines Erschöpfungssyndroms pausierte, hatte Hertha bis zuletzt weder zu- noch abgesagt. Rangnick wollte abwarten, wie die Voraussetzungen in Berlin sein würden, in welcher Liga Hertha spielt und was auf der für den 29. Mai datierten Mitgliederversammlung der Berliner passiert, wenn ein neues Präsidium gewählt werden muss.

Herthas Präsident Werner Gegenbauer und Manager Preetz wollten eine schnellere Lösung, um Planungssicherheit zu haben und wohl auch, um noch vor der Versammlung einen Trainer präsentieren zu können. Gegenbauer, der Preetz als Geschäftsführer auch für den Fall des erneuten Abstiegs in die Zweite Liga stützt, will am 29. Mai wiedergewählt werden.

Der bevorstehende Abstieg wäre der zweite für Preetz und Jos Luhukay der sechste Cheftrainer in drei Jahren, die zwei Übergangstrainer in dieser Saison nicht einmal mitgerechnet. Gerade auf dem Trainerposten wollte Preetz Kontinuität schaffen, was ihm nachhaltig misslungen ist. Schon die Verpflichtung Rehhagels galt als Preetz’ letzte Patrone.

Luhukay hofft sicher auf ein längeres Engagement. Sollte er seinen Zweijahresvertrag in Berlin erfüllen, es wäre eine erstklassige Leistung.

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