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Sport: Geld rein, Presse raus

Stefan Hermanns über Bayern und die Abschottung des Fußballs

Wenn man alle Zeichen richtig deutet, steht dem deutschen Fußball gerade eine tief greifende Veränderung bevor. Auf das Spiel selbst wird sie sich höchstens mittelbar auswirken, in erster Linie betrifft sie das Verhältnis zu den Fans: Der deutsche Fußball, der sich bisher einiges auf seine Volkstümlichkeit zugute gehalten hat, schottet sich ab. So denkt der FC Bayern München offensichtlich darüber nach, den Informationsfluss an die Medien stärker zu reglementieren und den Zugang für Journalisten von bestimmten Kriterien, zum Beispiel der Auflage der Zeitung, abhängig zu machen. Außerdem sollen dem Klub wohlgesinnte „FCB-Medien“ bevorzugt behandelt werden. Und Ralf Rangnick, Trainer des Zweitligisten Hoffenheim, findet für seine Idee, nur noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu trainieren, zumindest latente Zustimmung.

Man könnte auch sagen: Der deutsche Fußball ist gerade dabei, auch auf diesem Gebiet den Anschluss an die internationale Entwicklung herzustellen. In England, Spanien und Italien ist das Trainingsgelände generell eine No-go-Area für Fans und Journalisten, und man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass die Fußballer und ihre Trainer hierzulande besonders froh darüber sind, bei ihrer täglichen Arbeit beobachtet zu werden.

Im Grunde handelt es sich um ein folkloristisches Relikt aus einer anderen Zeit, in der die Vereine noch Vereine waren und keine international operierenden Unternehmen. Jede Prügelei im Training beschädigt das Image des Vereins, schwächt die Position des Trainers und gefährdet damit den finanziellen Erfolg. Also dürfen solche Informationen unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit gelangen.

Wer den Nachrichtenfluss kontrolliert, steuert auch die öffentliche Meinung. Darum geht es. Zumindest in der Theorie. Das Beispiel England aber zeigt, dass die Praxis ganz anders aussehen kann: Wenn die Medien keine Informationen mehr bekommen, erfinden sie halt welche.

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