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Stehen und gesehen werden. Bastian Schweinsteiger hat wegen seiner Verletzung gerade Zeit für Basketball. Foto: dapd

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Sport: Geliehene Helden

Die Basketballer des FC Bayern profitieren von den Stars der Fußball-Abteilung. Auch die Liga erhofft sich dauerhaft mehr Aufmerksamkeit. Heute spielt der Aufsteiger gegen Alba.

Der Bayern-Spieler läuft in vollem Sprint an und stoppt ab. Er geht in die Hocke, schnellt nach oben. Streckt den Arm und wirft den Basketball. Das Problem ist nur, es gibt keinen Basketball und der Bayern-Spieler ist ein Fußballer und trägt das deutsche Nationaltrikot. Bastian Schweinsteigers Torjubel gegen die Türkei Anfang Oktober auf Millionen Fernsehschirmen war die beste Werbemaßnahme, die sich das Basketballprojekt des FC Bayern München nur wünschen konnte.

Wenn Alba Berlin heute um 20 Uhr (live auf Sport 1) beim Tabellensiebten in München antritt, spricht alles von einem heiß ersehnten Spitzenspiel, dabei hat der Bundesligaaufsteiger seit 22 Jahren nicht mehr erstklassig gespielt und noch gar kein Ligaspiel gegen Alba bestritten. Gewiss, der Hype hat sportliche Gründe: Der frühere Bundestrainer Dirk Bauermann coacht in München die Nationalspieler Steffen Hamann, Jan Jagla und Robin Benzing. Doch in erster Linie ist es der Glanz der erfolgreichen Fußballabteilung, der auf die Basketballer abfärbt. Ein Effekt, von dem auch die Liga zu profitieren gedenkt. Jan Pommer, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), spricht von „positiven Effekten“, die sich durch die Anwesenheit der Münchner bereits bemerkbar machten. Der Zuschauerschnitt der Liga ist erneut um knapp zwei Prozent gestiegen, bei Übertragungen des Senders Sport 1 schauen bei Bayern-Spielern mit 130 000 Zuschauern gut 35 Prozent mehr zu als bei anderen BBL-Übertragungen.

Über die Liga werde positiver berichtet, habe eine Agentur ausgewertet, sagt Pommer. Und eine aktuell laufende Untersuchung deute an, dass die Medien mehr berichten würden. Der Einstieg der Weltmarke FC Bayern lasse Sponsoren aufhorchen und gebe der Liga „die Aufmerksamkeit, um unser Wachstum zu beschleunigen und unsere große Nische auszuweiten – hin zu den Fans, die an Sport interessiert sind, aber an Basketball nur wenig“, sagt Pommer. Bisher werde nur in BBL-Standorten, aber nicht landesweit über Basketball gesprochen. Sieht man sich die Berichterstattung über die Münchner Basketballer an, dann fällt aber auf, dass es nicht immer in erster Linie um Basketball geht. Oft sind bei den Heimspielen Fußballer wie Schweinsteiger samt ihrer glamourösen Gefährtinnen im Publikum, die begehrten Ziele der Kameras.

„Wir versuchen unsere eigene Namen und Marken aufzubauen“, sagt Pommer. „Doch wenn bereits gemachte Weltstars wie die Fußballer Zeugen dafür sind, was für ein attraktives Produkt wir anbieten, dann ist das positiv.“ Auch für die anstehenden Verhandlungen wegen des auslaufenden Fernsehvertrages stehe man mit Bayern-Präsident Uli Hoeneß „in Gesprächen, in die er sich einbringen kann. Es wäre töricht, so einen erfolgreichen Sportmanager nicht einzubinden.“ Dennoch müsse der Basketball aufpassen, nicht als Anhängsel des Fußballs wahrgenommen zu werden.

Gleichzeitig hält Pommer es für attraktiv für Fußballvereine, sich im Basketball zu engagieren. Der Geschäftsführer der BBL sagt: „Wenn ein Fußballklub Sponsoren und Fans hat, die er nicht bedienen kann, dann ist der Basketball eine Möglichkeit, die Kommunikationsplattform zu erweitern.“

Spielen also vielleicht bald Schalke, Dortmund oder der Hamburger SV in der BBL? Wie das konkret aussehen könnte, weiß Marko Pesic, seit Sommer Sportdirektor in München. „Die Menschen im Verein und die Fans unterstützen uns, weil es ein Klub ist, weil wir das Logo auf der Brust und die roten Trikots tragen“, sagt der frühere Alba-Profi und Spieleragent. Bayern hat mit 5400 Zuschauern den vierthöchsten Schnitt der BBL, gegen Alba soll die Halle erstmals ausverkauft sein. Auch die Fußballer kämen gerne, „nicht, weil es angeordnet ist, sondern weil sie die Sportart mögen“, meint zumindest Pesic. So wie Schweinsteiger, der mit seinem Nachbarn, dem Basketballer Steffen Hamann, befreundet ist.

Dass eine engere Verknüpfung zum Fußball dem Basketball generell hilft, glaubt Marco Baldi nicht. „Das funktioniert nur, wenn bei einem Verein alles unter einem Dach ist“, sagt Alba Berlins Geschäftsführer. Auch Alba habe in der Berliner Arena öfter Prominente, darunter Fußballer von Hertha BSC, zu Gast, ohne dies an die große Glocke zu hängen. Und dass weitere Fußballvereine in die BBL drängen, „wage ich zu bezweifeln, das Potenzial haben meistens nur die ganz schillernden Vereine wie Real Madrid oder eben Bayern“.

Marco Baldi freut sich jedenfalls auf das Spiel in München. Die umgebaute Arena in München, sagt der weit gereiste Manager, sei endlich mal eine Basketball-Halle in Europa, die er noch nicht gesehen habe.

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