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Sport: Gerald Asamoah: Der schwärzeste Nationalspieler

Gute Leistung, viel Lob und obendrein ein Sieg. Gerald Asamoah vom FC Schalke 04 feierte am Donnerstagabend beim 2:1 über Frankreich ein gelungenes Debüt im deutschen A2-Nationalteam.

Gute Leistung, viel Lob und obendrein ein Sieg. Gerald Asamoah vom FC Schalke 04 feierte am Donnerstagabend beim 2:1 über Frankreich ein gelungenes Debüt im deutschen A2-Nationalteam. Doch für den Ghanaer mit deutschem Pass hatte der erste Auftritt mit dem Adler auf der Brust eine Bedeutung, die mit rein sportlichen Kategorien kaum zu messen war. "Ich bin von allen deutschen Nationalspielern bisher am schwärzesten", scherzte Asamoah, formulierte dann aber einen ernsthaften Anspruch: "Ich hoffe, dass ich einen Anfang gemacht habe, dass die Leute aufwachen und sehen, es ist nicht mehr das alte Deutschland." Was beim Welt- und Europameister Frankreich oder auch in England Normalität ist, soll auch in Deutschland künftig immer öfter zum Allgemeinbild gehören: Fußballer afrikanischen Ursprungs als Mitglieder von Auswahlmannschaften. "Da will ich was bewegen", sagte Gerald Asamoah.

Seine eigene Leistung mochte der Angreifer nicht beurteilen, doch die Komplimente - Schalkes Manager Rudi Assauer: "Gerald war neben Bernd Schneider der herausragende Spieler" - nahm er erfreut zur Kenntnis: "Ich weiß, dass es für mich doppelt wichtig ist, gut zu spielen. Sonst fragen alle: Warum haben sie denn den überhaupt überredet?"

Dennoch verspürte der unbekümmerte Neuling keinen zusätzlichen Druck vor seinem Einstand. Aus der Rolle des Vorreiters mochte auch Rudi Assauer keine Probleme ableiten. "Das muss den Gerald doch beflügeln. Diese Leistung wird ihm noch einen zusätzlichen Schub geben." Der 56-Jährige weiter: "Hautfarbe ist für mich ohne Bedeutung. Wenn Schalke mit elf Schwarzen Meister wird, hätte ich damit keine Probleme."

Den vom Vereinskollegen Jörg Böhme verwandelten Elfmeter herausgeholt, ein Tor fast selbst erzielt, viele Zweikämpfe gewonnen - das war Asamoahs sportliche Bilanz. Und das gegen Spieler, "die ich sonst nur im Fernsehen in der Champions League sehe". Gerald Asamoah ist in Mühlhausen auf den Geschmack gekommen, für das Land international anzutreten, in dem er seit 1990 lebt. "Ich war stolz darauf, von Anfang an zu spielen." Theoretisch könnte Asamoah zwar auch jetzt noch für sein Heimatland Ghana auflaufen, weil ihn ein A2-Einsatz international noch nicht festlegt. Ließ der von beiden Verbänden umworbene Stürmer die Entscheidung darüber vor dem Anpfiff noch offen, so steht sie nun wohl fest. "Es sähe komisch aus, wenn ich mich jetzt noch für Ghana entscheiden würde. Dann würden alle denken: Er weiß nicht, was er tut."

Gerald Asamoah ist sich bewusst, "dass es der weitaus schwerere Weg ist", in Deutschland Nationalspieler zu werden. In Ghana wäre er für die A-Nationalmannschaft gesetzt, hier zu Lande muss er erst einmal den Weg in den Kader von Teamchef Rudi Völler finden. "Wenn etwas schief laufen sollte, muss ich mich damit abfinden. Aber wenn ich so ein Ziel nicht hätte, könnte ich das Ganze sowieso vergessen." Der Neuling kennt den Reiz des Risikos. "Deutschland war schon dreimal bei einer Weltmeisterschaft, Ghana hat sich noch nie qualifiziert." Wer weiß, vielleicht gehört Asamoah 2006 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland zum Aufgebot. "Das wäre eine große Ehre für mich", sagt Asamoah.

Jetzt muss er die Entwicklung nur noch seinem Vater William erklären. Für den wäre es nämlich "das Größte", wenn Sohn Gerald für die "Black Stars" aus Ghana Tore schießt. Während Lebensgefährtin Linda oder gute Freunde aus Hannover noch nach dem Schlusspfiff gratulierten, steht das Gespräch mit dem Vater noch aus. Doch dem sieht Asamoah gelassen entgegen: "Es ist meine Entscheidung. Ich stehe auf dem Platz, nicht mein Vater."

Thomas Spiegel

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