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Sport: Gesundes neues Jahr

Bei den Australian Open ist die Frauenkonkurrenz stark wie seit langem nicht

Man merkte es schon in den letzten Tagen vor Beginn der Australian Open: Die weiblichen Tennis-Stars scheinen diesmal heller als ihre männlichen Kollegen. Das war in Australien nicht immer so, Seriensiegerinnen bestimmten das Turnier im Melbourne Park über viele Jahre. Während der Schweizer Roger Federer bei den Herren so hoher Favorit ist, dass er Wettenden kaum noch einen Gewinn bringt, wenn er erwartungsgemäß heute in zwei Wochen im Finale siegen sollte, ist der Ausgang des ersten Grand-Slam- Turniers des Jahres bei den Frauen so offen wie selten zuvor.

Nach den verletzungsbedingten Absagen des Titelverteidigers Marat Safin, des jungen Verfolgers Rafael Nadal sowie des Altmeisters Andre Agassi wird eigentlich nur dem Vorjahresfinalisten Lleyton Hewitt eine kleine Chance eingeräumt, den Weltranglistenersten aus der Schweiz zu gefährden. Und möglicherweise noch dem an Nummer zwei gesetzten Amerikaner Andy Roddick, der sich am Samstag mit einem 6:3, 7:6 (8:6) gegen Thomas Haas den Sieg beim Einladungsturnier im Kooyong-Stadion sicherte. Haas startet am Dienstag gegen den starken, jungen Franzosen Richard Gasquet. Trotz dieser schweren Aufgabe zum Auftakt hofft Haas, der bei den Australian Open bereits zweimal im Halbfinale stand, vielleicht doch noch einmal den ganz großen Wurf zu schaffen.

Bei den Frauen gibt es im Gegensatz zu den Männern die beste Teilnehmerliste seit langem: Die ersten 20 der Weltrangliste sind dabei, wenn am Montag der erste Ball geschlagen wird. „Das ist großartig“, sagte Lindsay Davenport, „ein großartiger Schritt, um das Frauentennis wieder zu einem erstklassigen Sport zu machen. Wir haben ein paar harte Jahre hinter uns, hoffentlich können jetzt alle für die vier Grand-Slam-Turniere gesund bleiben.“ Die Weltranglistenerste spielte damit auf die dauernden Verletzungen von Topstars wie den Williams-Schwestern oder den beiden Belgierinnen Kim Clijsters und Justine Henin-Hardenne an, die alle längere Pausen einlegen mussten.

Die bald 30 Jahre alte Vorjahresfinalistin Davenport sieht neben sich selbst noch diverse Titelanwärterinnen. Diese Meinung teilt auch Mary Pierce, die heute 31 Jahre alt wird. Die Französin hatte im vergangenen Jahr überraschend die Endspiele der French Open und der US Open erreicht. „Es wird richtig aufregend sein zu sehen, wie es laufen wird, und es ist sehr offen. Es gibt so viele Mädchen, die gut spielen.“ Ihre Landsfrau Amelie Mauresmo, die Pierce im Endspiel der WTA-Championships in Los Angeles geschlagen hatte, schloss sich an: „Es gibt eine Menge Titelkandidatinnen, vor allem, weil die besten Spielerinnen alle gesund und fit aussehen.“ Da hat sie möglicherweise noch keine Bilder von Titelverteidigerin Serena Williams gesehen, die gut und gern zehn Kilogramm Übergewicht mit sich herumschleppt. Darauf angesprochen, sagte Williams, sie hätte nie gedacht, dass ihre Oberschenkelmuskeln so groß seien.

Außerdem dürfen sich auch noch Kim Clijsters, die allerdings unter einer leichten Verletzung leidet, Justin Henin-Hardenne und die Russinnen Maria Scharapowa, Jelena Dementjewa, Nadja Petrowa und Swetlana Kusnetzowa Chancen ausrechnen, das Turnier in Melbourne zu gewinnen. Zehn Spielerinnen, die für den Titel in Frage kommen – das wäre zu Zeiten von Chris Evert und Martina Navratilova, von Steffi Graf, Monica Seles und Martina Hingis kaum denkbar gewesen. Kein Wunder, dass diesmal den Frauen das besondere Augenmerk gilt – und dies aus rein sportlichen Gründen.

Alexander Hofmann[Melbourne]

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