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Sport: Geteilte Einheit

Die 36 Fußballklubs der Ersten und Zweiten Liga suchen das Gemeinsame

Berlin – Dieter Hoeneß hob kurz den Kopf, und blickte auf zwei Schilder über dem Eingang zum Saal Potsdam. Dann entschwand der Manager von Hertha BSC im Hotel Intercontinental durch die linke Tür. Engelbert Kupka, Präsident der SpVgg. Unterhaching, blickte ebenfalls auf – und strebte der rechten Tür entgegen. Die nächsten Ankömmlinge sortierten sich ebenfalls selber: Links, rechts, links. „Bundesliga, Ehrengäste“, hatte der Ligaverband über die linke Tür schreiben lassen, „Zweite Liga“ über die rechte. Eine kuriose Maßnahme, denn als die Verbandsmitglieder durch die jeweilige Tür geschritten waren, trafen sie im Saal alle wieder zusammen.

„Wir haben am Eingang die Stimmberechtigung festgestellt, das musste getrennt erfolgen“, erklärte DFL-Pressesprecher Tom Bender. Diese Prozedur wirkte allerdings nicht gerade glücklich, der Ligaverband will eigentlich die Zweiteilung in Erste und Zweite Liga überwinden. „Es muss das Ziel sein, das Proporzdenken Stück für Stück aufzulösen“, sagte der alte und neue Liga-Präsident Werner Hackmann. Bei den 36 Vereinen der Fußball-Bundesligen ist diese Botschaft angekommen. „Verantwortung und Vertrauen muss Klassendenken schlagen“, sagte Andreas Rettig vom Zweitligisten 1.FC Köln. „Es hat sich aber bei uns noch nicht durchgesetzt, dass wir eine Einheit sind.“

Die Zweiteilung offenbarte sich noch mal bei der Wahl der acht Vorstandsmitglieder. Bei drei Wahlgängen stellten die beiden Ligen jeweils einen Kandidaten auf und votierten dann fast geschlossen für den eigenen Mann. 19:17 oder 18:17 lauteten die Ergebnisse. Hackmann glaubt, dass sich das Gruppendenken auflösen wird. „Das war das letzte Schlagen mit den Flügeln.“

Immerhin hatten sich die Ligen auf Werner Hackmann als Präsidenten einigen können. Bei der Gründung der DFL vor dreieinhalb Jahren war der ehemalige Präsident des Hamburger SV noch der Kandidat der Ersten Liga. Nun wurde er erstmals von allen gewählt.

Es fiel der Zweiten Liga jedoch nicht leicht, sich damit abzufinden, dass sie nur noch zwei von sieben Vorstandsmitgliedern stellt. „Wenn Köln und Burghausen im nächsten Jahr die Liga verlassen, sind wir gar nicht mehr vertreten“, sagte Dieter Krein. Dann aber erinnerte sich der Präsident des Zweitligisten Energie Cottbus an den neuen Einheitsgedanken. „Eigentlich ist völlig unerheblich, wie die Vorstandsmitglieder heißen“, sagte Krein, „das ist eine Solidargemeinschaft.“ Ein neuer Solidarfonds soll diesen Gedanken unterstützen. Dieser löst die Kautionsregelung ab, bei der Klubs in finanziellen Schwierigkeiten lediglich Anspruch auf ihre eigene Kaution hatten. Nun können sie sich aus den zehn Millionen Euro des Solidarfonds bedienen, in den alle 36 Vereine einbezahlt haben.

Hackmann hat bereits ein Umdenken festgestellt. „Es gibt nicht mehr so giftige Auseinandersetzungen wie am Anfang.“ Die Generalversammlung verlief harmonisch. Und beim Verlassen des Saales war den Vereinsvertretern die Wahl der Tür sogar freigestellt.

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