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Sport: Getroffen, aber nicht verletzt

So wie es in einer Olympiamannschaft einen Chef de Mission gibt und einen Chef unter den Athleten, so gibt es auch eine Chefkritikerin. Diese Rolle hat sich Imke Duplitzer ausgesucht.

So wie es in einer Olympiamannschaft einen Chef de Mission gibt und einen Chef unter den Athleten, so gibt es auch eine Chefkritikerin. Diese Rolle hat sich Imke Duplitzer ausgesucht. Als Fechterin sollte Imke Duplitzer angriffslustig sein, sonst hätte sie sich auch eine andere Sportart aussuchen können. Vor den Sommerspielen vor vier Jahren in Peking kritisierte sie die Vereinnahmung Olympias durch Politik und Industrie. Um nicht Teil der Inszenierung zu werden, ging sie nicht zur Eröffnungsfeier. Diesmal hat sie sich wieder zu Wort gemeldet und sich das ganze deutsche Sportsystem vorgeknöpft.

Die Kritik der Chefkritikerin richtete sich zum einen an Funktionäre: „Die wissen gar nicht mehr, was in der Sporthalle los ist. Viele an der Spitze haben keinen Kontakt zur Basis.“ Das kann sein, es wäre die so genannte Funktionärskrankheit – das Amt vor allem zu Reisen und zur Selbstbespaßung zu nutzen. Ein öffentlicher Weckruf kann dagegen helfen. Genauso gut hätte es aber auch eine Einladung ins Training getan.

Der zweite Punkt, den Degenfechterin Duplitzer trifft, ist der relevantere: die Diskussion um das Fördersystem: „Wir werden wieder händeringend Talente suchen, die es nicht gibt, weil sie nicht gefördert worden sind. Wir bluten im Trainernachwuchs massiv ins Ausland aus.“ Sogar Singapur zahle mehr an die Trainer. Die Bezahlung der Trainer ist in der Tat einer der wundesten Punkte im deutschen Fördersystem. Mit ihrem Angriff hat sich Duplitzer ihre Rolle als Chefkritikerin auf jeden Fall verdient.

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