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Sport: Gewinnwarnung im Sport

Bei Bayer macht auch die Fußballsparte Probleme – Leverkusens junges Team erweist sich als instabil

Die träge Ruhe rund um die Leverkusener Arena trügt in diesen Tagen. Vor dem heutigen Pokalspiel gegen den FC Bayern (20.30 Uhr, live in der ARD) herrscht Unruhe im Inneren des Fußball-Bundesligisten – Schuld daran sind die jüngsten Ergebnisse der Bayer-Profis. Lediglich zwei Siege aus den vergangenen neun Ligapartien haben einen öffentlichen Disput zwischen Sportdirektor Rudi Völler und René Adler ausgelöst. Der Bayer-Torhüter hatte nach der Niederlage bei Hannover 96 ein „Bayer-Phlegma“ bemängelt, daraufhin stellte Völler ihn unter vier Augen zur Rede. „Er hat mit seiner Kritik doch letztlich nur den Leuten einen Gefallen getan, die uns dieses Klischee seit Jahren anhängen wollen“, sagte Völler am Dienstag. „Das habe ich ihm auch in dieser Form klar gemacht.“

Nach Ansicht des Sportdirektors ist die aktuelle Schwächephase aber nicht vergleichbar mit der in der vorangegangenen Spielzeit. Bereits vor einem Jahr hatten die Leverkusener nach einer beeindruckenden Hinrunde die fast schon sichere Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb durch eine überraschend erfolglose Rückserie noch verspielt. „Wir haben eine Ergebnis-Krise, das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber mehr nicht“, sagt Völler.

Doch selbst langjährige Weggefährten sind überrascht über die derzeitige Sensibilität der Führung. „Darüber habe ich mich schon gewundert. Aber wahrscheinlich hat man sich intern doch andere Ziele gesetzt“, sagt Ulf Kirsten. Für den ehemaligen Angreifer und heutigen Trainer der Bayer-Amateurmannschaft gibt es einen Grund, weshalb Anspruch und Realität derzeit auseinanderklaffen. „Vielleicht kommt jetzt der Druck auf die Spieler dazu, die großen Erwartungen zu erfüllen. Denn das ist eine sehr junge Mannschaft“, sagt Kirsten.

Sollte Leverkusen einen internationalen Wettbewerb erneut verpassen, dürfte das für den Klub bedeuten, dass begehrte Spieler wie Patrick Helmes oder Kapitän Simon Rolfes den Verein zu finanzstärkeren und international tätigen Klubs verlassen. Denn der Bayer-Konzern wird sein finanzielles Engagement für die kommende Saison nicht erhöhen. Die internationale Finanzkrise hat auch den Chemie- und Pharmariesen erreicht: Die gestern veröffentlichte Konzern-Bilanz 2008 weist einen Gewinnrückgang von 60 Prozent aus. „2009 wird ohne Zweifel ein schwieriges Jahr“, sagte Vorstandschef Werner Wenning. Diese Worte könnten auch für die Fußballsparte gelten.

Ohne europäische Spiele können die ohnehin nicht durch übermäßigem Zuschauerandrang verwöhnten Leverkusener nur wenig Anreize für neue Kundenschichten schaffen – trotz des im Sommer fertigen neuen Stadions für 30 000 Fans.Und so erhält die laufende Spielzeit eine besondere Bedeutung in der Weiterentwicklung des Klubs.

Der speziellen Situation ist sich auch Bruno Labbadia bewusst. Der Trainer versucht deshalb, Ruhe auszustrahlen. „Wir haben um die Schwächen der Mannschaft gewusst“, sagt Labbadia. „Es geht nur um Kleinigkeiten, die wir verändern müssen.“ Heute will seine Mannschaft im DFB-Pokal- gegen Bayern München damit beginnen. Für die Saison hat aber Rudi Völler ganz andere Prioritäten. „Ein Pokalspiel gegen Bayern ist ein Sonderfall“, sagt Völler, „aber in der Liga müssen wir jetzt Bochum schlagen, daran führt kein Weg vorbei.“

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