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Gigantisch und protzig: Was Sportler in Sotschi erlebt haben

In einigen Sportarten fanden in Sotschi bereits Wettkämpfe statt, zum Beispiel in der Nordischen Kombination. Bundestrainer Hermann Weinbuch hatte dabei ein durchaus mulmiges Gefühl.

Am Wochenende hat sich Bundestrainer Hermann Weinbuch in Krasnaja Poljana einen Moment lang gefürchtet. Weil die Straßen rund um den Olympiaort noch nicht ausgebaut sind, musste der Chef der deutschen Nordischen Kombinierer in einem alten Geländewagen zur Sprungschanze gefahren werden. „Die Strecken waren ziemlich abenteuerlich, da kann kein normales Auto fahren“, erinnert sich Hermann Weinbuch an eine schaukelige Fahrt, „als wir einem LKW ausweichen mussten, wären wir fast abgerutscht – da ist uns schon bange geworden.“

Es ist zurzeit aufgrund der Bauarbeiten ein bisschen gefährlich rund um Krasnaja Poljana, dem Gebirgsort der Olympischen Spiele von Sotschi 2014. Das haben die Nordischen Kombinierer bei ihrem Weltcup am Wochenende erlebt. „Es ist gigantisch, was dort verbaut wird, das ganze Tal wird umgegraben“, sagt Hermann Weinbuch, „wir waren eigentlich ein bisschen schockiert, dass man so etwas der Natur antun darf.“

Den Wettkampfstätten für die Nordische Kombination bescheinigt der Bundestrainer ein hohes Niveau. „Die sind anspruchsvoll und olympiawürdig“, sagt er. Allerdings haben die Kombinierer auch ein Problem kennenlernen dürfen, das sie im kommenden Februar erneut beschäftigen wird: die hohen Temperaturen.

Sie stiegen auf bis zu zehn Grad Celsius. „Die Veranstalter hatten Schwierigkeiten mit der Präparation des Kunstschnees“, sagt Weinbuch. Der erste Trainingstag fiel sogar aus. An einer Kunstschneemaschine konnte er sehen, warum. „Das, was da raus kam, hatte nicht viel mit Schnee zu tun“, sagte er, „das war weißes Mehl, das keine Bindung hatte.“ Erst als sehr viel Chemie hineingemischt wurde, sei der Schnee brauchbar gewesen. Im nächsten Jahr könnte das ähnlich werden. „Das macht es schwer, das richtige Wachs zu finden, weil viel Chemie drin ist“, sagt Weinbuch.

Als Athlet und Bundestrainer hat er fünf Olympische Winterspiele mitgemacht. „Die anderen waren zum gleichen Zeitpunkt ein bisschen weiter“, sagt er. Auch sei der Untergrund im Tal zurzeit noch sehr weich. „Das ganze Areal ist bröcklig“, sagt der Bundestrainer, „wenn es mal drei Tage richtig schifft, wird der ganze Hang weggeschwemmt.“

Die wenigen Tage in Krasnaja Poljana haben genügt, um eine erste Vorahnung von den Winterspielen in Sotschi 2014 zu bekommen. So waren die Sicherheitsvorkehrungen mit Militär, Elektrozaun und Stacheldraht schon jetzt sehr hoch. Eines scheint auch schon klar. „Eine herzliche Sache wird das nicht“, sagt der Bundestrainer, „eher eine gigantische und protzige.“ Riesige Hotelanlagen werden in das Tal gebaut. „So etwas habe ich noch nicht gesehen“, sagt Hermann Weinbuch, „man will der Welt zeigen, was man für Möglichkeiten hat.“ Gibt es auch etwas, worauf sich Hermann Weinbuch im nächsten Jahr freut? Der Bundestrainer überlegt eine Weile. Es fällt ihm nichts ein.

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