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Gladbach - Köln 0:0: Alkohol- und torfrei

Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln liefern sich ein langweiliges rheinisches Derby, das folgerichtig torlos endet.

Das Brauhaus „Gaffel am Dom“ dürfte bei den Fans des 1. FC Köln seit gestern besonders hohe Sympathiewerte besitzen. Für das Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und den Kölnern hatte die Lokalität in Bahnhofsnähe ihre Pforten bereits ab 9 Uhr, zweieinhalb Stunden früher als sonst, geöffnet. Wegen des strikten Alkoholverbots inklusive extrem scharfer Kontrollen in Zügen sowie im weiten Umkreis des Borussia-Parks, das die Mönchengladbacher Behörden nach den Ausschreitungen im Vorjahr verhängt hatten, war das „Gaffel am Dom“ für 6500 FC-Anhänger diesmal die letzte Möglichkeit für den üblichen Boxenstopp vor Bundesligaspielen.

Die Fans beider Klubs mussten das Spiel also durstig verfolgen – doch am Ende konnten sich zumindest die Kölner Fans über ein Auswärts-0:0 freuen. Überhaupt nicht lustig war allerdings das, was beide Teams dem Publikum fast über die gesamte Spielzeit boten. „Es wird sicher spannend“, hatte Kölns Chefcoach Zvonimir Soldo vorab prophezeit, allerdings wissend hinzugefügt: „Auch wenn solche Derbys meist keine schönen Spiele sind.“ Es wurde dann weder spannend noch schön, sondern furchtbar langweilig. Soldo und sein Gladbacher Pendant Michael Frontzeck hatten ihre Spieler angewiesen, zunächst einmal Fehler zu verhindern. Die neue Mauertaktik der Kölner, die Soldos Team in den letzten drei Ligaspielen fünf Punkte bei null Gegentoren eingebracht hat, ärgerte die Gladbacher. Als unangefochtener Spitzenreiter unter den Nervensägen entpuppte sich dabei FC-Keeper Faryd Mondragon. „Mondragon hat doch nach jedem Torschuss erst einmal auf dem Boden gelegen. Das ist nicht sportlich“, beschwerte sich der Gladbacher Thorben Marx über das Zeitspiel des 38-jährigen Kolumbianers. Alle ätzenden Bemerkungen änderten aber nichts daran, dass die Gastgeber durchweg nur bei Standards zu ihren Chancen gekommen waren – und gemeinsam mit den Kölnern nun weiter im unteren Teil der Tabelle feststecken. Mit dem Remis stoppte das Team von Michael Fronteck aber zumindest die Serie von zuletzt fünf Niederlagen in der Liga.

Die allererste Torchance des Spiels, erst sechs Minuten vor dem Pausenpfiff, entsprang einem Freistoß von Juan Fernando Arango, der um einen halben Meter am Winkel des Kölner Tores vorbeistrich. So kurz vor der Halbzeitunterbrechung fühlte sich nun auch die Soldo-Elf aufgerufen, die Offensivarbeit etwas zu forcieren: Sekunden vor dem Gang in die Kabinen spielte Lukas Podolski den Nigerianer Manasseh Ishiaku wunderbar im Strafraum frei – doch der vergab die deutliche Gelegenheit zur Führung mit einem Schuss knapp neben den Pfosten.

Ishiaku blies die Backen auf, Podolski raufte sich die Haare – und die Gladbacher Fans entschlossen sich nach dieser Schrecksekunde, die Unterstützung ihres Teams in der zweiten Hälfte zu verstärken. So brachten es die Hausherren mit ihren limitierten Möglichkeiten nun immerhin zu einer optischen Überlegenheit. Ansonsten blieb alles wie gehabt. Die Zuschauer, denen es vor dem Spiel gelungen war, sich wenigstens einen kleinen Rausch anzutrinken, waren zu diesem Zeitpunkt vom Geschehen auf dem Spielfeld längst ausgenüchtert.

„Mit dem Punkt können wir zufrieden sein, aber nicht mit der Spielweise“, maulte Podolski nach dem Abpfiff. Seinem Trainer war die leise Kritik an seiner Taktik egal. „Mit jedem gewonnenen Punkt wächst unser Selbstvertrauen“, sagta Soldo. „Und so werden wir bald auch wieder besser Fußball spielen.“

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