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Gladbach - Schalke 1:0: Zum richtigen Zeitpunkt

Borussia Mönchengladbach verlässt durch einen 1:0-Sieg in letzter Minute gegen den FC Schalke 04 die Abstiegsränge.

Ganz am Ende, es lief bereits die letzte Minute, erlebte Marko Marin noch einen großen Schockmoment. Über die rechte Seite rollte ein viel versprechender Konter, der vielleicht letzte des Spiels, der Ball kam flach in den Strafraum, flog präzise im Rücken an den beiden Verteidigern vorbei, und zwölf Meter vor dem Tor konnte der Mittelstürmer ihn in aller Ruhe annehmen. „Dass der so frei steht, hat mich auch erschreckt“, sagte Marin, der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach. Bei dem Mittelstürmer mit der großen Freiheit handelte es sich um seinen Kollegen Roberto Colautti, und der Israeli nutzte sie. Mit links stoppte er den Ball, mit rechts trat er ihn zum 1:0-Endstand für die Gladbacher ins Tor. „Das war genau der richtige Zeitpunkt“, sagte Borussias Trainer Hans Meyer. „Schalke konnte nicht mehr zurückschlagen.“

Die Gladbacher hatten vermutlich Glück, dass Colautti, der Strafraumstürmer, nicht selbst erschrocken war, als er im Strafraum einen Ball auf den Fuß bekam. Für ihn war das an diesem Nachmittag ein ganz neues Erlebnis. Offensiv war die Heimmannschaft im ausverkauften Borussia-Park allenfalls in der Schlussviertelstunde ein wenig auffällig geworden. „Wir sind für eine engagierte Leistung bestraft worden“, sagte Schalkes Trainer Mike Büskens.

Allerdings wird es ein Mysterium bleiben, warum seine Mannschaft die Gladbacher Schwächen nicht entschlossener zu nutzen versuchte. „Die Schalker haben uns über den Platz gehetzt“, sagte Hans Meyer. Der Gast bestimmte das Spiel, war häufiger am Ball, gewann mehr Zweikämpfe, begnügte sich aber mit der B-Note für gute Organisation. „Der Zug zu den Europapokalplätzen ist abgefahren“, sagte Torhüter Manuel Neuer nach der Niederlage gegen den Abstiegskandidaten. Aber selbst mit einem Unentschieden hätten die Schalker ihn wohl nicht mehr erwischt.

Für die Gladbacher hingegen stellt sich die Situation nun wieder ein wenig freundlicher dar. Zum ersten Mal seit dem 14. Spieltag haben sie die Abstiegsplätze verlassen, dank des ersten Bundesligatores von Roberto Colautti, das die Lethargie vertrieb und den Borussia-Park zum Tanzen brachte. „Es war eine schwere Zeit für mich“, sagte der Israeli, der in der 75. Minute auch Gladbachs ersten Torschuss aus dem Spiel heraus abgegeben hatte.

„Klassenerhalt mit aller Gewalt“, stand vor dem Spiel auf einem Transparent in der Nordkurve. Der Kraftakt aber schien den Gladbachern gehörig zu misslingen. In den ersten zehn Minuten gewannen sie so gut wie keinen Zweikampf, ihre Angst war bis unter die Tribüne zu riechen. „Wir haben selbst den gutwilligen Zuschauern das Gefühl vermittelt: Da geht eine ganze Menge schief“, sagte Trainer Meyer. Auch den unverhofften Elfmeter, den die Gladbacher in der 23. Minute für einen Schubser von Rafinha an Baumjohann zugesprochen bekamen, verschluderten sie. Neuer hatte wenig Mühe gegen den unplatzierten Schuss von Marin.

„Wir haben weitergemacht“, sagte Borussias Mittelfeldspieler Michael Bradley. „Das zeigt, dass wir mental stark sind.“ Eine eigenwillige Interpretation der Dinge. Die Borussen konnten nach dem vergebenen Elfmeter nur deshalb nicht in ein Loch fallen, weil sie längst drin steckten.

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