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Sport: Glanz im Dunkeln

Britta Heidemann und Benjamin Kleibrink gewinnen Gold im Fechten, Imke Duplitzer geht leer aus

Auch wenn Imke Duplitzer ausgeschieden war, nutzlos blieb sie deshalb keineswegs für das deutsche Fechtteam. Die großgewachsene Florettfechterin stand im weißen Trainingsanzug unter den deutschen Fans und brüllte sich die Seele aus dem Leib. Im Dunkel der Halle war sie zwar nicht zu sehen, dafür um so besser zu hören. „Benny komm!“, schrie sie zunächst unaufhörlich aus der linken Ecke. Eine knappe halbe Stunde später drang ihre laute Stimme von der rechten Seite: „Britta, auf geht’s!“ Am Ende des Tages konnte sich Imke Duplitzer auch noch eines persönlichen Erfolges erfreuen, wenn auch nur eines kleinen: Sie hatte Benjamin Kleibrink und Britta Heidemann jeweils zum Olympiasieg gebrüllt.

Eindrucksvoll hatten die beiden deutschen Fechter gestern zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen geholt. Der Florettfechter Benjamin Kleibrink hüpfte als Erster jubelnd durch die Halle, er hatte im Finale den Japaner Yuki Ota dominiert und souverän 15:9 gewonnen.

„Es war bombig“, sagte der 23 Jahre alte Student, „ich habe die Gegner echt weggefegt.“ Ähnlich souverän schlug sich auch Britta Heidemann. Sie besiegte im Finale die Rumänin Ana Maria Branza 15:11. „Unglaublich, das muss ich erstmal begreifen“, sagte die Degenfechterin, „normalerweise muss ich immer in den Sudden Death, aber das hätte ich heute nicht durchgestanden.“ Am Schlimmsten sei ihre Nervosität im Halbfinale gegen die Chinesin Li Na gewesen, das sie 15:13 gewann. „Da wäre ich fast umgekippt“, sagte Britta Heidemann, „da habe ich beschlossen, das Finale konzentrierter anzugehen.“

Enttäuschend hingegen war der Tag für den Favoriten Peter Joppich verlaufen. Der amtierende Florettweltmeister schied bereits im Viertelfinale gegen den Japaner Ota mit 12:15 aus, den Kleibrink später im Finale besiegen sollte. „Ich bin total enttäuscht, ich habe die letzten drei Jahre auf diesen Tag hingearbeitet“, sagte Joppich. Benjamin Kleibrink hingegen, der Bronze bei der letzten Einzel-WM gewonnen hatte, machte es besser: „Ich bin mit der Position des Mitfavoriten, der von hinten dazustößt, ganz gut klar gekommen.“ Nach seinem letzten Treffer fiel er erst seinem Trainer Ulrich Schreck um den Hals, dann kletterte er über eine Absperrung und umarmte den ersten Fan der Mannschaft, Imke Duplitzer.

Deren Peking-Abenteuer hatte unerwartet im Viertelfinale ein Ende gefunden, beim 11:15 gegen die Ungarin Ildiko Mincza-Nebald. Vor ihrem Wettkampf hatte sich die Frage gestellt, ob sie bei einer eventuellen Siegerpressekonferenz ihre chinakritischen Ansichten erneuern würde. Nach ihrem Kampf spielte das keine Rolle mehr. „Ich bin heute schwer in den Tag reingekommen, ich habe mich gequält“, sagte Duplitzer, „manchmal ist man wie vernagelt.“ Eine eventuelle Ablenkung durch ihre Pressetermine, in denen sie ihre Chinakritik im Vorfeld der Spiele geäußert hatte, sei kein Grund für ihre schwache Leistung. „Ich bin intelligent genug, um Sport und meine Privatperson trennen zu können“, sagte sie, „heute war ich Athletin.“

Auch Britta Heidemann hatte vor den Spielen im Zentrum des Medieninteresses gestanden. Als Studentin der chinesischen Regionalwissenschaften galt sie als Chinaexpertin. Gestern sagte sie: „Es gibt nichts Schöneres, als in Peking Olympiasieger zu werden.“ Die Unterstützung aus dem deutschen Fanblock war groß, einige chinesische Freunde schwenkten kleine deutsche Fähnchen. Ihr Bruder rannte nach dem letzten Treffer auf die Planche, umarmte sie und drückte ihr eine deutsche Fahne in die Hand.

Am eindrucksvollsten aber hatte sich Benjamin Kleibrink geschlagen. „Ab dem Viertelfinale wusste ich, dass es heute klappen kann“, sagte er. Nach dem gewonnenen Halbfinale hatte er sich sogar über eine Reporterfrage empört. Ob er unterschrieben hätte, wenn ihm einer vor den Olympischen Spielen eine Silbermedaille garantiert hätte? „Nein“, hatte Kleibrink geantwortet, „ich will doch Gold.“

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