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Sport: Glückskind der Fußballgeschichte

Benedikt Voigt erklärt Heiko Webers ungewöhnliche Fähigkeit

Heiko Weber besitzt eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit: Er kann die Fußballgeschichte richtig lesen. Erstmals hat sich das gezeigt, als er im Trikot des FC Carl Zeiss Jena beim FC Energie Cottbus das 2:0 erzielte. Es wäre irgendein Treffer gewesen – wenn er nicht am 25. Mai 1991 gefallen wäre. Danach löste sich die DDR-Oberliga auf, was übrigens nicht auf seinen Treffer zurückzuführen ist. Heiko Weber profitierte von dieser Entwicklung insofern, als er sich seitdem „letzter DDR-Torschütze“ nennen darf.

Nun hat Heiko Weber die Fußballgeschichte erneut richtig gelesen. Der 42 Jahre alte Fußballlehrer darf heute in der Allianz-Arena vor 69 000 Zuschauern den Bundesligisten Energie Cottbus betreuen, er darf sich fortan sogar „Erstligatrainer“ nennen, obwohl er bis Samstag lediglich den Tabellenvorletzten der Regionalliga Nord Energie Cottbus II trainiert hat. Aber das muss man ja keinem erzählen, genauso wenig wie die glücklichen Umstände, die zusammentreffen mussten, damit er heute in München-Fröttmaning auf dem Trainerstuhl sitzen kann: ein entlassener Coach Petrik Sander, ein zurückgetretener Kotrainer, ein planloser Präsident. Ihnen verdankt es Heiko Weber, dass er heute dort sitzen darf, wo jeder Fußballlehrer dieser Republik einmal in seiner Karriere Platz nehmen will. Es kann ihm übrigens egal sein, dass der Verein bald einen anderen verpflichten wird. So wie die Tabelle zurzeit aussieht, wird es für den Cottbuser Trainer in der nächsten Saison kein Auswärtsspiel beim FC Bayern geben. Heiko Weber aber hat es geschafft.

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