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Severin Freund nach dem Gewinn der Goldmedaille im Springen von der Großschanze bei den Nordischen Ski-WM in Falun.

© dpa/Fredrik von Erichsen

Update

Nordischen Ski-WM in Falun: Gold mit Traumnote: Severin Freund neuer Weltmeister im Skispringen

Als erster Deutscher seit 14 Jahren wird Severin Freund Weltmeister im Skispringen - mit Traumnoten. Folgt am Samstag der nächste historische Erfolg ?

Severin Freund stand am Fuße des „Mördarbackens“ und wollte gar nicht aufhören zu lächeln. Oben auf dem Trainerturm schlug Bundestrainer Werner Schuster fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen. Und daheim in Deutschland hüpfte der bis dato letzte deutsche Einzel-Weltmeister Martin Schmitt wohl von der Couch, als er nach 14 Jahren endlich einen Nachfolger gefunden hatte. Mit einem historischen Vorsprung von 22,3 Punkten hatte Freund an diesem kühlen Donnerstagabend im schwedischen Falun gerade die restliche Skisprung-Welt gedemütigt. Selbst die Kampfrichter verneigten sich vor dieser Vorstellung und zogen zweimal die Traumnote 20 für seinen zweiten Flug. Gregor Schlierenzauer wurde Zweiter, Bronze ging an Rune Velta aus Norwegen.

„Es wird Zeit brauchen, ehe ich das begriffen habe. Das war ein wahnsinnig geiler Wettkampf, und ich habe brutal viel Spaß bei meinen Flügen gehabt“, sagte Freund. Nach Mixed-Gold von der Normalschanze und Einzel-Silber war es bereits seine dritte WM-Medaille in diesen Tagen. Der erfolgreichste deutsche Sportler in Schweden hat damit entscheidend dazu beigetragen, dass das deutsche Team mit nunmehr fünf Titeln sein historisches Rekordergebnis von der Weltmeisterschaft 1974 an gleicher Stelle eingestellt hat. Kombinierer Johannes Rydzek trug zuvor eine Bronzemedaille zur deutschen Bilanz bei.

„Ich bin vor Begeisterung von der Couch hochgehüpft. Er ist der stärkste und kompletteste Springer der Welt“, sagte Martin Schmitt als TV-Zuschauer daheim. Der viermalige Weltmeister hatte 2001 in Lahti das letzte deutsche Einzel-Gold bei einer WM gewonnen. „Das ist eine fantastische Leistung, der vorläufige Höhepunkt in der Karriere von Severin. Und ein bewegender Moment für mich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal einen Weltmeister abwinke“, sagte Bundestrainer Schuster.

Auch der Weltcup-Rekordsieger im Skispringen verbeugte sich vor Severin Freund

Direkt nach seiner Landung bei der Bestweite von 135,5 Metern hatte der 26-jährige Freund beide Finger in den Himmel gereckt und seine Ski mit der Aufschrift „Eagle“ (Adler) von den Füßen gerissen. Seine Teamkollegen Markus Eisenbichler und Richard Freitag fielen ihm in die Arme, dann kam der zweitplatzierte Österreicher Gregor Schlierenzauer. Und auch der Weltcup-Rekordsieger verbeugte sich vor dem neuen Champion. Vergessen war in diesem Moment, dass Freund bei der ersten WM-Einzelentscheidung fünf Tage zuvor die Goldmedaille noch um knappe 20 Zentimeter verpasst hatte.

Die Tribünen waren endlich mal voll gewesen an diesem Abend an der großen Schanze, unter den Zuschauern weilte bei niedrigen Temperaturen sogar auch Schwedens Monarch Carl XVI. Gustaf. Viele norwegische Fans waren nach Triumph ihrer Skilanglauf-Staffel mit riesigen Fahnen da geblieben. Aber es jubelte ein Deutscher. Auf die Bestweite von 134 Meter segelte Freund im ersten Durchgang und ballte danach die Fäuste. Mit 4,8 Punkten war der Vorsprung auf den zweitplatzierten Norweger Anders Bardal zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich groß. „Ich bin im Angriffsmodus geblieben, denn wenn man auf Sicherheit springt, verliert man meistens“, sagte Freund.

Holt Severin Freund am kommenden Sonnabend als erster Skispringer sein drittes Gold bei einer WM?

Keine Frage, er ist der seit Schmitt und Hannawald lange gesuchte deutsche Seriensieger im Skispringen. Und die deutschen Springer stehen wieder an der Spitze der Welt. Richard Freitag landete mit 124 und 127,5 Metern auf Platz 15. Markus Eisenbichler wurde mit 122,5 und 127,5 Metern Zehnter. „Das interessiert mich heute gar nicht“, sagte der WM-Neuling. „Ich freue mich einfach nur für Severin.“ Und am kommenden Sonnabend im Mannschafts-Wettbewerb könnte Severin Freund ja sogar noch seinen dritten Titel bei dieser Weltmeisterschaft gewinnen. Das ist in der Geschichte noch nie einem Skispringer geglückt. Aber Freund ist derzeit alles zuzutrauen.

Für Freund war es im dritten WM-Wettbewerb die dritte Medaille. Zuvor hatte er Silber von der Normalschanze und Gold im Mixed gewonnen, damit ist der Niederbayer der bislang erfolgreichste Teilnehmer der Titelkämpfe in Falun. Insgesamt hat das DSV-Team nun fünf Goldmedaillen gesammelt und den Rekord der DDR-Mannschaft aus dem Jahr 1974 eingestellt.

Lars Becker

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