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Sport: Golf-WM: Ausgesuchte Paare

"Ganz normaler Putt, ein bisschen links abfallend, sonst ganz normal." Carsten Wöhlk blinzelt noch einmal über die Flucht von der Fahne zum Ball der Sonne entgegen, dann nickt er bestätigend, tritt zur Seite und macht Platz für Nicole Stillig.

"Ganz normaler Putt, ein bisschen links abfallend, sonst ganz normal." Carsten Wöhlk blinzelt noch einmal über die Flucht von der Fahne zum Ball der Sonne entgegen, dann nickt er bestätigend, tritt zur Seite und macht Platz für Nicole Stillig. Die 25-jährige Berlinerin überprüft noch einmal das eben Gesagte, und nach zwei Probeschwüngen trifft der Schläger den Ball, der fünf Meter weiter nach einer winzigen Drehung um das Loch im Ziel verschwindet. "Topp", ruft Carsten Wöhlk und ballt die Hand zur Faust, während Nicole Stillig scheinbar ungerührt den Ball aus dem Loch holt. "Ich glaube, ich bin aufgeregter als Nicole selbst", sagt der 34-jährige Berliner, der in den vier Tagen der Golfweltmeisterschaft in Bad Saarow ein Paar mit seiner Vereinsgefährtin vom Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee bildet. "Eigentlich wollte ich meinen Freund Felix Lubenau gern als Caddy mit auf die WM-Strecke nehmen", sagt Nicole Stillig. "Das ging aber leider nicht, weil Felix als Profi einem Amateur bei der WM nicht als Caddy zur Seite stehen darf."

Während der Freund also gemeinsam mit Nicoles Eltern und sogar der Oma am Rande der Strecke mitfiebert, ist die Studentin im Bekanntenkreis trotzdem schnell fündig geworden auf der Suche nach einem treuen WM-Helfer. Sie sprach beizeiten Carsten Wöhlk an. "Er hat sofort zugesagt, das fand ich ganz toll." Beide kennen sich durch gemeinsame Veranstaltungen ihres Klubs in Wannsee schon zehn Jahre. Wöhlk ist selbst ein blendender Spieler mit dem Handicap 3. "Nicole ist da besser", räumt er neidlos ein. Das Caddy-Dasein ist für den Berliner nicht neu. Seit seinem Amtsantritt als Manager in Fleesensee, wo er in Mecklenburg-Vorpommern Herr über fünf Plätze und Europas größte Übungsanlage ist, kommt der 34-Jährige selbst nicht mehr zum Spielen. "Ich habe schon oft als Caddy bei großen Klubturnieren ausgeholfen."

Die Caddy-Suche im Freundeskreis ist ein Privileg ausschließlich der gastgebenden Nationalmannschaft. Und da haben sich die beiden anderen Deutschen gleich aus der Familie bedient. Die 19-jährige Berlinerin Miriam Nagl, die seit zwei Jahren in den USA lebt und trainiert, aber für den Golf- und Landclub Semlin am See spielt, wird in Bad Saarow von ihrem drei Jahre älteren Bruder Mike begleitet. Martina Eberl, ebenfalls erst 19 Jahre alt, weiß auf der Runde ihren zwei Jahren älteren Bruder Matthias immer neben sich. Mit Handicap 0 ist der wie seine Schwester beim GC Westerwald aktive Golfer ebenfalls ein starker Spieler.

650 aus ganz Deutschland haben sich beworben, mit den besten Amateuren auf die Runde zu gehen. Geld gibt es dafür nicht, die tägliche Verpflegung und Unterkunft sowie der enge Kontakt mit den besten Amateurspielerinnen allein locken. Hier wurden die Caddys den Golferinnen zugelost, weil sich ansonsten jeder auf die bekanntesten unter den Sportlern festgelegt hätte. Doch auch unter den Helfern gibt es unter Insidern bekannte Namen. Die 79-jährige Ingeborg Teewag aus Starnberg ist seit 25 Jahren Präsidentin der Deutschen Golfseniorinnen-Gesellschaft und Schwiegermutter der Schauspielerin Uschi Glas.

Hans Moritz

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