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Ein Plakat wirbt für ein Ja zur Olympia-Kandidatur 2026 in Graubünden. Die Bürger stimmten aber mehrheitlich mit Nein.

© dpa

Graubünden votiert gegen Winterspiele 2026: Holt Olympia zurück!

Die Bürger Graubündens lehnen eine Bewerbung für die Winterspiele 2026 ab. Olympia droht aus dem Blickfeld des Westens zu verschwinden. Ein Kommentar.

Am besten wäre es doch, die Olympischen Spiele stets am selben Ort stattfinden zu lassen. So wie in der Antike. Peking, Ausrichter der Sommerspiele 2008, wäre dann das Athen der Moderne. Denn in der chinesischen Hauptstadt finden ja 2022 auch die Winterspiele statt. Die Anlagen könnten vier Jahre später wieder genutzt werden. Oder sollen sie sich in Asien doch um die Ausrichtung streiten. Nacheinander finden auf dem Kontinent Olympische Spiele in Südkorea (Winter 2018), Tokio (Sommer 2020) und eben Peking statt. Die Serie sollte halten, denn der Rest der Welt will nicht mehr. Schon München, Oslo im Paar mit Stockholm, Boston und Rom haben in den vergangenen Jahren abgewinkt. Am Sonntag nun votierte die Wintersportregion Graubünden gegen eine Bewerbung für die Winterspiele 2026. Olympia droht aus dem Blickfeld der westlichen Welt und dort besonders aus Europa zu verschwinden – wenn jetzt nicht etwas passiert.

60 Prozent der Bevölkerung verweigerten der Kantonsregierung Graubünden die Bitte, einen Kredit für die Vorbereitung eines Bewerbungsdossiers aufnehmen zu dürfen. Offensichtlich sind die Spiele kein Versprechen mehr für eine Steigerung des Tourismus, sondern werden als Bedrohung für Natur und eigene Infrastruktur empfunden – eben als ein Eingriff. Und mit der Durchführung von Eingriffen kennen sie sich in totalitären Staaten eben besser aus.

Womöglich haben Retortenspiele wie die von Sotschi 2014 viel Schaden im Bewusstsein der westlichen Bevölkerung angerichtet. Doch Olympia muss nicht unbedingt Plastik sein. Wenn nachhaltig geplant wird, dann sind die Spiele ein Volksfest, das jeder Region gut zu Gesicht stehen kann. Siehe Vancouver 2010 und London 2012. Vielleicht orientieren sich Stockholm, Innsbruck, Helsinki und Sion ja an diesen Vorbildern, wenn sie in einer Befragung der Öffentlichkeit um die Gunst des Volkes für die Winterspiele 2026 die Spiele werben müssen. Denn wenn auch 2026 Asien das Rennen macht, dürfte Olympia in Europa bald kaum noch eine Rolle spielen.

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