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Wintersport-Serie: Griffig mit Gummi

Wintersportler stellen ihre Geräte vor. Heute: Stefan Ustorf über seine Eishockeyschläger.

Wintersport ist eine technisch anspruchsvolle Angelegenheit. Da werden Kufen geschliffen, Ski gewachst und Schlitten konstruiert. Manchmal kann das Material sogar über den Sieg entscheiden. In unserer Serie haben erfolgreiche Athleten erklärt, wie sie ihre Sportgeräte pflegen, an ihnen basteln und mit ihnen verreisen. Heute zum Abschluss: Eishockeyprofi Stefan Ustorf über seine Schläger.

Meine Schläger und ich, das ist schon eine sehr schwierige und intensive Beziehung. Besonders treu bin ich da ehrlich gesagt nie gewesen, in 18 Jahren als Eishockeyprofi. Ich habe so gut wie alle Schläger ausprobiert und alle Entwicklungen mitgemacht. Holzschläger, Carbon-Schäfte mit Kelle aus Holz und jetzt den durchgehenden Carbon-Schläger. Es ist eine Kopfsache. Wenn du nicht triffst, dann machst du das am Schläger fest. Seit ein paar Jahren spiele ich nun mit der Marke „Warrior“. Die Firma sitzt im US-Staat Michigan. Ich bekomme meine Schläger von einem alten Freund aus meiner Geburtsstadt Kaufbeuren, der ist der Generalverteter der Marke in Europa.

Eishockey ist von der Ausrüstung her ein teurer Spaß. Ein Schläger kostet meinen Klub, die Eisbären Berlin, als Großkunden 160 Euro, im Geschäft kostet mein Schläger pro Stück 220 Euro. Pro Saison verbrauche ich etwa 50 Schläger, manchmal sogar mehr. Das kommt darauf an, welche Position ich gerade spiele. Wenn ich als Mittelstürmer eingesetzt werde und daher viele Bullys machen muss, dann geht schon mehr zu Bruch. Das ist ja normal, denn da hast du schnell Kontakt mit dem Schläger des Gegenspielers. Spiele ich als Mittelstürmer, dann sind es 15 Schläger mehr pro Saison.

Was meine Schläger anbetrifft, bin ich sehr konservativ. Es gibt oder gab ja vor allem Kollegen, die machen sich mit dem Heißluftföhn die Biegung an der Schaufel zurecht. Das mochte ich noch nie. Ich spiele mit einer sehr niedrigen Krümmung, da habe ich mehr Gefühl, das ist besser für die Rückhandschüsse. Jeder meiner Schläger war da gleich von der Biegung her, dem Winkel und der Härte. Es gibt ja die Regel, dass man bei gegnerischen Spielern die Kelle im Spiel nachmessen kann. Bei zu großer Krümmung der Kelle gibt es dann zwei Strafminuten für den Spieler wegen unkorrekter Ausrüstung. Bei mir hätten sie da keine Chance, meine Schläger sind legal. Sehr hässlich finden die manche, weil sie wenig Biegung haben. Besonders Kinder kommen mit so einem Schläger gar nicht zurecht.

Trotzdem nehme ich den Schläger nicht so, wie er geliefert wird. Kein Eishockeyspieler tut das. Früher habe ich den Schläger mit Griffband präpariert. Jetzt habe ich oben einen aufsetzbaren langen Griff aus Gummi, das haben ganz wenige Profis. Die Idee habe ich aus einem Eishockeymagazin von meinem Sohn, das heißt „USA Hockey“. Es ist ein Magazin für Kinder. Es mag sich lustig anhören, aber da habe ich mich schon oft inspirieren lassen, was meine Ausrüstung anbetrifft.

Manchmal aber geht mir mein Schläger auch auf die Nerven. Ich habe nämlich eine Macke, die ich einfach nicht loswerde. In jeder Drittelpause umwickle ich meine Schlägerkelle mit Isolierband. Das kostet Zeit. Aber ich kann es nicht leiden, wenn da auch nur ein kleiner Kratzer drauf ist. Wie gesagt, meine Schläger und ich, das ist eine schwierige Beziehung. Obwohl ich wohl inzwischen mit dem „Warrior“ meine Liebe gefunden habe.

Aufgezeichnet von Claus Vetter. In unsrer Serie sind außerdem erschienen: Jenny Wolf über Schlittschuhe (22.12.), Michael Neumayer über Sprung-Skier (29.12.), Kathrin Hitzer über das Gewehr der Biathleten (30.12.), Holger Höhne über den Besen der Curler (4.1.), André Lange über den Bob (7.1.).

Stefan Ustorf

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